Wie nicht anders zu erwarten, schlagen sich die jüngsten Ereignisse rund um die ÖVP auch im Stimmungsbild innerhalb der österreichischen Bevölkerung nieder. In Umfragen rutscht die Kanzlerpartei von 31 Prozent im August auf 26 bis 27 Prozent ab. Der Wechsel an der Regierungsspitze von Sebastian Kurz auf Alexander Schallenberg lässt die ÖVP somit geschwächt zurück, gegenüber der Nationalratswahl vor zwei Jahren würde sie rund zehn Prozentpunkte verlieren.

Laut einer Erhebung von Market im Auftrag des "Standard" würde die ÖVP auf nur mehr 27 Prozent kommen, was mehr als zehn Prozentpunkte unter dem Wahlergebnis liegt. SPÖ, FPÖ und NEOS gehen gestärkt heraus, auch die Grünen verlieren.

Durchgeführt wurde die Online-Befragung von Market mit 800 Beteiligten von 11. bis 12. Oktober, also nach dem Rücktritt von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz als Bundeskanzler. Zwar bleibt seine Partei darin noch immer stärkste Fraktion, allerdings rückt die SPÖ mit 25 Prozent recht nahe und verbucht einen Zugewinn im Vergleich zur Nationalratswahl im Jahr 2019 (21,2 Prozent) von fast vier Prozent. Noch mehr legt die FPÖ zu und kommt von ursprünglich 16,2 auf 21 Prozent.

Auch die NEOS konnten von der Regierungskrise profitieren, gewinnen in der Sonntagsfrage von Market rund 5 Punkte und würden nun bei 13 Prozent liegen. Verluste - wenn auch nur leichte - verzeichnen die Grünen, die nach dem von ihnen forcierten Abgang des Kanzlers die Koalitionsarbeit fortsetzen: Bei einer Nationalratswahl würden sie laut Market nur mehr auf 11 Prozent kommen, was ein Minus von 2,9 Punkten und den letzten Platz unter den Parlamentsparteien hinter den NEOS bedeuten würde.

Ähnlich sieht die Situation eine am Dienstag in der "Krone" publizierte Umfrage, die unter 1.099 Personen vom Institut für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) durchgeführt wurde - allerdings zum Teil noch vor dem Kurz-Rücktritt. Dort käme die ÖVP auf 26 Prozent, die SPÖ auf 25 Prozent (und damit noch knapper an die Kanzlerpartei), die FPÖ auf 21 Prozent, NEOS und Grüne gleichauf auf 11 Prozent.

Umfragen sind, nicht nur in jenem Zusammenhang, wie ihn die jüngsten Ereignisse dokumentierten, mit Vorsicht zu genießen: Relevant für die Glaubwürdigkeit sind das Sample (in diesem Fall relativ niedrig) und die Qualität der Befragung, in diesem Fall nur Online. Mit dem Umstand, dass die ÖVP im Gefolge der Affäre stark verliert, war jedoch zu rechnen.