Weil eine Prager Journalistin kürzlich bei einem Live-TV-Interview bei einer Frage immer wieder nachhakte, blaffte sie Milos Zeman an: "Sie sitzen wohl auf Ihren Ohren!" Als die Journalistin trotzdem sachlich weiterfragte, erlärte ihr der tschechische Präsident sinngemäß, dass so eine hübsche Dame es ohnehin nicht verstehen würde, selbst wenn er es ihr erklärte. Fehlte eigentlich nur noch ein Herrenwitz.

Für seine regelmäßigen frauenfeindlichen Äußerungen erhielt der Herrscher auf dem Hradschin sogar einmal einen Preis, wenngleich den Negativpreis "Sauren Frosch", den ihm eine Prager Bürgerinitiative 2015 verliehen hatte.

Kernfragen

Heute kommt Tschechiens Staatsoberhaupt zu einem Arbeitsbesuch zu Alexander Van der Bellen in die Hofburg. Ein großes Thema wird der Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastrukturprojekte und Energiefragen sein, unter anderem der geplante Ausbau der tschechischen AKW Dukovany und Temelin. Genug Stoff für Kontroversen also, denn Zeman ist ein glühender Kernkraft-Befürworter und Van der Bellen twitterte erst kürzlich: "Es gibt keine sicheren Atomkraftwerke. Die Zukunft liegt in erneuerbaren Energien und Energieeffizienz".

Mehr Übereinstimmung dürfte es beim Thema Weißrussland geben, denn Zeman, obwohl er als eng mit dem Kreml verbunden gilt, erklärte erst diese Woche, er wünsche der weißrussischen Opposition "den Sieg über den letzten Diktator Europas", Alexander Lukaschenko.

Doch auch der tschechische Präsident hat einen gewissen Zug zum Imperator. Bei einer Rede vor der Knesset in Jerusalem gab der 76-Jährige denn auch unumwunden zu: "Ich bin kein Diktator, leider", aber er werde alles für den Umzug der tschechischen Botschaft aus Tel Aviv nach Jerusalem tun. 

Linkspopulist

Der Linkspopulist ist berüchtigt für seine derben Äußerungen. 2016 etwa riet er: „Wenn man einen Politiker loswerden will, dann gibt es auch den undemokratischen Weg, und der heißt Kalaschnikow.“ Auf seinen Alkoholkonsum angesprochen erklärte Zeman in einem TV-Interview einmal: „Adolf Hitler war abstinent, Nichtraucher und Vegetarier und hat den Krieg verloren, während der britische Premier Winston Churchill täglich eine Flasche Whisky, drei Flaschen Champagner trank und acht Zigarren rauchte – und er hat den Krieg gewonnen."

Rivalen

Karl Schwarzenberg
Karl Schwarzenberg © AP

Im Präsidentschaftswahlkampf 2013 waren Zeman und Karl Schwarzenberg, der große Mitteleuropäer bester Tradition, Rivalen. Es war ein extrem schmutziger Wahlkampf, aus dem der "echte Tscheche" Zeman, wie er selbst immer wieder betont hatte, letztlich siegreich hervorging. Polit-Experten erklärten, Zeman habe Tschechien mit seiner Wahlpropaganda damals tief gespalten.

Karl Schwarzenberg, einst Kanzleichef von Vaclav Havel und später tschechischer Außenminister, ging 2015 beim Abschied als Parteiführer seiner konservativen Partei TOP09  hart mit Tschechien ins Gericht. In einer Abschiedsrede vor den Delegierten bemängelte der scheidende Vorsitzende damals, dass der tschechische Präsident Milos Zeman die Stimmung im Lande aufgeheizt habe, insbesondere mit Warnungen vor Terroristen unter den Flüchtlingen. Schwarzenberg sagte damals: "Ich finde es beschämend, wenn aus Opfern Mörder gemacht werden."