Über die etwas saloppe Frage: "Majestät, was hat die Welt den Schweden zu verdanken? - Das kalte Buffet ist ja eine zweifelhafte Errungenschaft", lachte der König zwar, eine Antwort gab er aber nicht. Die übernahm Königin Silvia, die Volksnahe, die Humorvolle: "Der Ombudsman ist eine schwedische Erfindung", erklärte sie damals lächelnd.

2007 kamen Schwedens König Carl Gustaf und Königin Silvia auf Staatsbesuch nach Österreich. Zuvor baten sie eine kleine Journalisten-Gruppe zur Audienz und zum Interview in ihren Königspalast nach Stockholm. Dass die schwedische Königsfamilie in den 1980er-Jahren in das lieblichere Schloss Drottningholm übersiedelt ist, versteht jeder, der einmal drinnen war, in diesem riesigen Stockholmer Königspalast.

Hinein kommt in den protzigen, braunen Vierkanter nur, wer "von oben" abgesegnet ist. Keine drei Schritte darf man sich allein im Schloss bewegen, ein Aufpasser ist immer dabei. Im Marmor-Foyer ist stets ein kleiner Volvo geparkt. Einer aus Carl Gustafs Sammlung, der einen beachtlichen Fuhrpark hat.

Heute feiert Schwedens König Carl XVI. Gustaf seinen 75. Geburtstag. Pandemiebedingt nur im kleinen Kreis, bei einem familiären Abendessen auf Schloss Drottningholm, wie eine Palastsprecherin mitteilte.

Audienz im Königspalast im Jahr 2007
Audienz im Königspalast im Jahr 2007 © AP

Die Schweden und ihr Königshaus

So locker die Schweden im Umgang miteinander sind, so konservativ sind sie in Bezug auf ihr Königspaar: König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia sind die Einzigen im Land, die niemals geduzt werden. Zu Gast bei "Königs" in ihrem Schloss in Stockholm bedeutet zwar kein steifes spanisches Hofzeremoniell, aber eine spezielle Etikette wird doch verlangt: In den Salon darf man erst eintreten, wenn König und Königin bereits sitzen. Außerdem soll man beide in der dritten Person, mit Euer Majestät, ansprechen. Schwer zu verdauen, aber selbst eingefleischte Republikaner kommen dagegen nicht an.

Rotlicht-König

Dabei ist das schwedische Königshaus seit Erscheinen einer Skandalbiografie im Jahr 2010 schwer angeschlagen, als es in dicken Lettern von schwedischen Zeitungen knallte: "Wie Rotlicht ist unser König?" Monatelang hatte Schwedens König Carl Gustaf zu den Vorwürfen außerehelicher, gar mafiöser Beziehungen in zwielichtigen Etablissements geschwiegen. Dann gab er ein Interview, und die Schweden waren ratloser denn je.

Auf die Frage, ob er Stripteaseklubs besucht habe, antwortete König Carl Gustaf holpernd und wenig souverän: "Nein, ich glaube eigentlich nicht (...) Es kommt drauf an, was man mit Strip- oder Sexklub meint. Das ist ein recht weiter Begriff." Carl Gustaf hatte das Vertrauen der Schweden damals verspielt, Zeitungen wie "Aftonbladet" schrieben, was viele dachten: "Der König soll abdanken." Hoffnung macht die junge Generation. Die Thronfolger verstecken ihre bürgerlichen Geliebten nicht mehr wie viele Altvorderen, sie heiraten sie. Wie Kronprinzessin Victoria, die 2010 ihren Fitnesstrainer Daniel heiratete und zuletzt immer mehr Agenden ihres Vaters übernahm.

Mit 27 auf den Thron

Als Carl Gustaf mit nur 27 Jahren in den von Olof Palme geprägten 1970er-Jahren den Thron bestieg, war Schweden nahe dran, eine Republik einzuführen. Der schüchterne Carl Gustaf, Legastheniker und bei öffentlichen Reden immer etwas linkisch, sei seiner Berufung nicht gewachsen, erklärten seine Kritiker damals. Doch die Traumhochzeit mit der deutschen Bürgerlichen Silvia Sommerlath 1976 machte das Königshaus allmählich wieder populär. Hofexperten sagen unumwunden, dass die kluge Königin die Monarchie in Schweden gerettet habe.

Ihren drei Jahre jüngeren Ehemann lernte Silvia 1972 bei den Olympischen Spielen in München kennen. Als Chef-Hostess und Dolmetscherin betreute sie Prominente wie den damaligen Kronprinzen Carl Gustaf. Der Legende nach war es Liebe auf den ersten Blick. Der deutsche Schauspieler Joachim Fuchsberger, der mit Silvia im Olympia-Team war, sagte einmal, dass sich "in der Nähe dieses bildschönen Mädchens alle Männer besser benahmen. Sie strahlte etwas Besonderes aus." Noch bevor sie Carl Gustaf heiratete, war Silvia Sommerlath 1976 Protokollchefin der Olympischen Spiele in Innsbruck, ein Jahr lebte sie dort und lernte den rauen Tiroler Charme lieben: "Weil er herzlich ist. Und ehrlich", hatte sie uns erklärt. In den knapp 50 Jahren, seit Carl Gustaf auf dem Thron ist, hat die schwedische Königsfamilie ihre gut inszenierte Volksnähe perfektioniert.

Kritik an Schwedens Weg in der Coronapandemie

Im Vorjahr erstaunte Carl Gustaf allerdings, als er den schwedischen Sonderweg in der Coronakrise scharf kritisierte, denn eigentlich darf sich der schwedische König als rein repräsentatives Staatsoberhaupt gar nicht politisch äußern. "Ich bin der Meinung, dass wir gescheitert sind. Wir haben, einfach gesagt, doch eine große Anzahl, die verstorben ist, und das ist furchtbar und wir alle leiden daran", sagte der Monarch in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen, wofür er letztlich viel Zuspruch erfuhr.