Die Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industrienationen treffen einander an diesem Wochenende in Rom. Gastgeber ist der italienische Ministerpräsident Mario Draghi, der den Blick der Teilnehmer möglicherweise auch nach Sizilien lenken wird. Dort tobt dieser Tage ein großer Wirbelsturm, den Experten als Folge des Klimawandels bewerten. Die Klimafrage ist der große Streitpunkt des G-20-Gipfels. Turnus-Gastgeber Italien hat sich eine Selbstverpflichtung der G20 zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 weltweite Klimaneutralität zu erreichen.

Die G20 sind nicht nur der Motor der Weltwirtschaft, sondern nach Schätzungen für 75 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen weltweit verantwortlich. „Ohne die Beteiligung der größten Länder können wir die Vereinbarungen von Paris nicht einhalten und die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzen“, sagte Draghi vor dem Gipfel. Nach Angaben der Vereinten Nationen droht ohne eine drastische Beschränkung der Emissionen eine Erderwärmung um 2,7 Prozent bis Ende des Jahrhunderts mit katastrophalen Folgen für die Menschheit. Der G-20-Gipfel könnte auch vor der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26) eine wichtige Etappe werden.

Hoffnung auf Einigung

Die Aussichten auf eine entsprechende Einigung und die „Rückkehr des Multilateralismus nach den finsteren Jahren des Isolationismus“, wie Draghi hofft, sind jedoch gering. Vor allem China, das für 28 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sein soll, will seinen wirtschaftlichen Aufschwung nicht durch Klima-Vorgaben hemmen. Staatschef Xi Jingping reiste erst gar nicht an zum Gipfeltreffen, soll aber in Videokonferenzen zugeschaltet werden. Ebenfalls abwesend ist Russlands Präsident Wladimir Putin. Russland ist mit fünf Prozent der viertgrößte Erdverschmutzer. Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel reist mit ihrem wahrscheinlichen Nachfolger Olaf Scholz an.

Damit der Gipfel dennoch zum Erfolg wird, setzen Draghi und die EU-Nachbarn auf Joe Biden. Der US-Präsident hat sich, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Donald Trump, die weltweite Klimaneutralität bis 2050 zum Ziel gemacht und fördert in den USA den ökologischen Wandel.

Am Freitag empfing Papst Franziskus Biden im Vatikan, der erst der zweite katholische US-Präsident nach John F. Kennedy und regelmäßiger Kirchgänger ist. Die Begegnung dauerte mit 90 Minuten ungewöhnlich lange. Franziskus hatte zuvor „radikale Entscheidungen“ der größten Industrieländer zum Klima- und Umweltschutz gefordert. Franziskus, der heute auch den indischen Premier Modi empfängt, hat den Klimaschutz als Erhalt der Schöpfung zu einem Fixpunkt seines Pontifikats gemacht.

Joe und Jill Biden bei Papst Franziskus
Joe und Jill Biden bei Papst Franziskus © (c) AFP (HANDOUT)

Nach Angaben italienischer Medien bietet das Innenministerium 8000 Polizisten und einige Hundert Soldaten auf. Anfang Oktober war es in Rom zu schweren Ausschreitungen bei Corona-Protesten gekommen.

Erstes Treffen von Biden und Macron nach U-Boot-Krise

Bei einem Treffen mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat US-Präsident Joe Biden die Art, wie ein neues Sicherheitsbündnis mit Australien eingefädelt worden war, als "ungeschickt" bezeichnet. Er habe den Eindruck gehabt, dass Frankreich schon vor der Ankündigung des neuen Paktes informiert gewesen sei, sagte Biden am Freitag in Rom. "Ich will es sehr klar sagen: Frankreich ist ein extrem, extrem wertvoller Partner", betonte Biden.

Macron schien ebenfalls sehr bemüht, den Streit nun hinter sich zu lassen. Was nun zähle, sei dafür zu sorgen, dass es in Zukunft kein solches Missverständnis mehr geben könne. Es gehe nun darum, eine noch stärkere Zusammenarbeit mit den USA zu schaffen, sagte Macron. Aus dem Elysée-Palast hatte es im Voraus noch geheißen, es gehe bei dem Treffen darum, "das Vertrauen wieder herzustellen".

Zu dem Streit zwischen den NATO-Partnern war es gekommen, als die USA im September mit Großbritannien und Australien ein neues Sicherheitsbündnis für den Südpazifik bekanntgaben. Demnach soll Australien Zugang zur US-Technik für Bau und Betrieb von Atom-U-Booten gegeben werden. Das bedeutete, dass Frankreich ein milliardenschweres Geschäft für U-Boote mit Dieselantrieb für Australien verlor. Das hatte in Paris zu wütenden Reaktionen geführt und Zweifel an der Verlässlichkeit der transatlantischen Partnerschaft genährt. Frankreich hatte daraufhin sogar zeitweise seine Botschafter in den Partnerländern abgezogen.