Noch jubelt er über seinen Wahlsieg: Jonas Gahr Støre fuhr am Montag für Norwegens Sozialdemokraten den Sieg bei der Parlamentswahl ein. Der Machtwechsel ist deutlich: 100 der 169 Sitze gingen an insgesamt fünf rot-grüne Parteien; der bürgerliche und rechte Block verfügt nur noch über 68 Sitze.

Dennoch kommen auf Store keine einfachen Tage zu: Denn das Thema, das den Wahlkampf dominierte, war der Klimawandel – ab jetzt könnte in Norwegen die „politische Seeschlacht ums Erdöl“ losbrechen, prophezeit die Zeitung „Dagsavisen“. Norwegen ist größter Ölproduzent Westeuropas. Öl und Gas stehen für 42 Prozent der norwegischen Exporte und 160.000 Arbeitsplätze. Viele Bürger fordern jetzt den raschen Ausstieg Norwegens aus der Ölförderung und den Umstieg auf klimafreundliche Energien.



Die bisherige konservative Regierung, die da Antworten schuldig blieb, wurde trotz erfolgreichen Corona-Managements abgewählt. Doch auch Jonas Gahr Støre, der zwar als ehemaliger Leutnant der norwegischen Marine für Seeschlachten gerüstet ist, tut sich schwer mit dem Thema: „Ich glaube, es wäre falsch, das Ende unserer Öl- und Gas-Industrie einzuläuten“, sagte er kürzlich und versprach dennoch eine Wende. Doch um eine Regierung bilden zu können, ist er auf Koalitionspartner angewiesen – da wird er sich mit einer der Parteien einigen müssen, die in Norwegen grüne Anliegen vertreten.

Terroranschlag

Støre gilt als pragmatischer Politiker, und das könnte mit seiner eigenen Biografie zusammenhängen. Der 61-jährige Chef der Arbeiterpartei stammt aus reichem Hause – er erbte von seinem Großvater Millionen. Støre besuchte die Hochschule der norwegischen Seestreitkräfte, studierte Politikwissenschaften, arbeitete für die WHO und wurde schließlich 2005 Außen- und später Gesundheitsminister. 2008 wurde auf das Hotel in Afghanistan, in dem er damals übernachtete, ein Selbstmordattentat verübt. Sechs Menschen kamen ums Leben. Støre überlebte unverletzt.