Es war zwar nur eine regionale Wahlschlacht, sie hat aber trotzdem Spaniens Mitte-links-Regierung gehörig erschüttert. Denn die Regionalwahl im Großraum der Hauptstadt Madrid gilt als Barometer für die Stimmung im ganzen Land.

Die bisherige konservative Landesfürstin Isabel Díaz Ayuso siegte wie berichtet in diesem Urnengang triumphal, konnte ihre Mandate verdoppeln und somit ihre Rolle als potentielle Herausforderin von Spaniens sozialistischem Premier Pedro Sánchez stärken.

Im Zuge ihrer Wahlkampagne legte sich Ayuso immer wieder mit Spaniens sozialistischem Regierungschef Pedro Sánchez an. Und schob ihm und seiner Koalition aus Sozialisten und der Linkspartei Podemos die Schuld dafür zu, dass die Infektionszahlen in Madrid sehr viel höher sind, als in den meisten anderen spanischen Regionen. Dabei ließ Ayuso geflissentlich unter den Tisch fallen, dass ihre Regionalregierung und nicht Sánchez‘ Kabinett für die Coronapolitik zuständig ist. Und dass ihr lockerer Coronakurs sogar in ihrer eigenen konservativen Volkspartei höchst umstritten ist.

"Santa Isabel" Ayuso
"Santa Isabel" Ayuso © AFP

Auf Konfrontationskurs

Doch Ayusos harte Konfrontationsstrategie ging auf: Sánchez sozialdemokratisch orientierte Sozialisten mussten in der Regionalwahl eine historische Niederlage hinnehmen. Sie stürzten von bisher 27 Prozent auf 16,8 Prozent der Stimmen. „Eine Katastrophe“, schrieb Spaniens größte Tageszeitung „El País“.

Auch Sánchez‘ Koalitionspartner Podemos enttäuschte mit nur sieben Prozent. Spaniens Podemos-Chef Pablo Iglesias, der sich in Madrid als Spitzenkandidat präsentiert hatte, trat deswegen noch in der Wahlnacht von allen Ämtern zurück.

Die bürgerlich-liberale Partei Ciudadanos, die in den letzten Jahren steil aufgestiegen war, versank ebenfalls im Tal der Tränen. Die Rechtsliberalen, welche seit 2019 mit Ayuso regierten und sich dann mit ihr über die Coronapolitik zerstritten, scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde.

Nur die grünsozialistische Partei Más Madrid, eine Podemos-Abspaltung, hatte noch Grund zu feiern. Sie wurde mit 17 Prozent zweitstärkste Partei. Ihre Chefin, die Ärztin Mónica García, hatte Ayuso vorgeworfen, einen zynischen Wahlkampf zu betreiben und völlig zu ignorieren, dass Madrid die höchste Zahl an Coronainfektionen und Pandemietoten in der ganzen Nation zu beklagen habe.

Spaniens Premier Sánchez gratulierte versöhnlich Madrids konservativer Wahlsiegerin Ayuso. Während diese ihren Triumph umgehend für eine neue Kampfansage nutzte: Die Tage von Spaniens „radikaler Linksregierung“, wie sie das Sánchez-Kabinett nennt, seien gezählt. Nach dem Ausbau ihrer regionalen Macht in Madrid gehe es nun darum, auch die nationale Regierung zu erobern, die in 2023 neu gewählt wird. Und Ayuso ließ wenig Zweifel daran, dass sie dann höchstpersönlich in den spanischen Regierungspalast einziehen will.