Um 10 Uhr am Vormittag starten heute die Corona- „Öffnungsgespräche“, die eher auf eine Verlängerung der Schließung hinauslaufen werden. Bestenfalls eine Mini-Öffnung wird es sein, die die Regierung der Bevölkerung nach Beratungen mit Experten, Landeshauptleuten und Oppositionschefs verheißen wird.

Vielleicht, aber nur vielleicht dürfen Kinder und Jugendliche, die am Vormittag in den Schulen getestet werden, auch am Nachmittag gemeinsam Sport miteinander betreiben. Eine Mini-Öffnung für Minis und junge Erwachsene. Und nicht einmal die ist sicher, weist doch die Gruppe der 15- bis 24-Jährigen die höchste Infektionsrate auf (siehe unten).

Trotz Druck der Wirtschaft

Dabei hatte die Wirtschaft zuletzt massiv Druck gemacht. Und die Regierung selbst weckte in Gipfelgesprächen mit Gastro, Freizeitwirtschaft und Sportverbänden die Hoffnung, dass deren Präventions-Konzepte das Ticket in die neue Freiheit sein könnten.

Angesichts der jüngsten Zahlen scheint jedoch schon ein Nicht-Abrücken vom Lockdown light als ein Gewinn. Am Sonntag wurde mit 2.123 neuen Fällen innerhalb von 24 Stunden ein Rekordwert an Neuinfektionen verzeichnet. Die Reproduktionszahl stieg auf 1,16, auch die Zahl der Patienten in Spitälern und Intensivstationen steigt langsam und stetig. Gesundheitsminister Rudolf Anschober ortete eine "besorgniserregende Trendwende".

Steigerung, aber keine Explosion

Dem gegenüber steht die Beobachtung, dass es keine Explosion an Infektionszahlen ist, wie sie sich etwa in England und Irland als Folge des mutierten Virus zeigte. Und die Zahl der Testungen steigt, ebenso wie die Bereitschaft, in weiteren Bereichen Testungen als Eingangstest für die Öffnung zu akzeptieren. Die Tests sind der Garant dafür, dass man weiß, wie es um die Infektionszahlen tatsächlich bestellt ist.

Die Gastro wird also geschlossen bleiben, ebenso wie Kultur und Sport stehen bleiben, von den bereits erfolgten Mini-Lockerungen, etwa der Öffnung der Museen, einmal abgesehen. Alle Hoffnung gründet sich darauf, dass es zumindest die Perspektive einer Öffnung für das Ostergeschäft gibt, die allerdings erst mit einer weiteren Evaluierung der Zahlen Mitte März Realität werden dürfte.
Auch bei den Schulen wird sich nichts ändern. Bildungsminister Heinz Faßmann denkt nur darüber nach, die Zahl der Tests noch einmal zu erhöhen.

Experten raten ab von Öffnung

Alles wartet auf die Meinung der Experten, die sich heute ab 10 Uhr den Regierungsmitgliedern, danach den Chefs der Parlamentsparteien und den Landeshauptleuten erklären. Flankenschutz bekam die Regierung schon am Sonntag für ein Nein zur Öffnung, und zwar von SPÖ-Chefin und Infektiologin Pamela Rendi-Wagner.

Dieses Nein scheint wahrscheinlich: Epidemologin Eva Schernhammer riet der Regierung zuletzt von einer Öffnung ab, Gesundheit-Österreich-Geschäftsführer Herwig Ostermann warnte auch vor regionalen Öffnungsschritten, Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin warnte schon jetzt auch vor einem strengen Sommer.

"Das Testen alleine ist es nicht"

Im Ö1-Morgenjournal hat Simulationsforscher Niki Popper unterstrichen, dass die vielen Tests für die steigenden Zahlen nicht verantwortlich sind: "Die Zahlen liegen nicht nur am Testen, sie steigen – das muss man einmal festhalten. Wie gehen wir damit um? Können wir ein Signal geben, dass das Leben weitergeht?" Popper fordert, dass bei Öffnungen auch darauf geschaut werden muss, dass die Zahlen "unten bleiben".

Wären regionale Lockerungen ein gutes Rezept? "Wir empfehlen das seit langer Zeit auf Modellbasis. Das können Zahlen oder andere Aspekte wie etwa Mutationen sein, da kann man regional zumachen oder stärker öffnen. Das sagen viele Experten seit vielen Monaten", meint Popper.

Testen sei natürlich gut, aber ohne Isolation der K1-Personen werde Österreich keine Möglichkeit haben, die Epidemie in Griff zu bekommen, warnt Popper. "Wir müssen extrem schnell isolieren, auch die Kontaktpersonen. Sich zu isolieren ist der günstigste Beitrag, um die Epidemie einzudämmen."