Die vergangene Influenza-Saison (2020/2021) fiel wegen der Corona-Maßnahmen faktisch aus. Doch führende Expertinnen warnten am Samstag beim Österreichischen Impftag vor einer sich aktuell potenziell neben Covid-19 aufbauenden Erkrankungswelle. Noch sei Zeit, sich dagegen per Impfung schützen zu lassen. Auch mit Covid-19 blieben trotzdem alle sonstigen Impfempfehlungen weiterhin wichtig und aufrecht, heißt es auch im neuen Impfplan Österreich 2022.

"Wir haben in Oberösterreich und in Wien wiederholte Influenza-Fälle. Die Impfung ist für alle empfohlen. Es steht noch ausreichend Impfstoff zur Verfügung", sagte Maria Paulke-Korinek vom Gesundheitsministerium. Sie stellte auch den neuesten österreichischen Impfplan vor.

Was derzeit in Europa abspielt, haben die Experten des Zentrums für Virologie der MedUni Wien so zusammengefasst: "Albanien, Weißrussland, Georgien, Israel, Luxemburg, Norwegen, Nord Mazedonien, Moldawien, Russland und Schweden melden weitverbreitete oder regionale Influenzavirusaktivität." Bei derzeit in Europa im Vergleich zum vergangenen Jahr wieder weitgehend freiem Reiseverkehr hätte die Influenza - bisher wurden zum überwiegenden Anteil A(H3N2)-Infektionen festgestellt - wieder leichteres Spiel.

Ergänzungen im Impfplan 2022

Die Virologin Monika Redlberger-Fritz (MedUni Wien) sagte dazu bereits im vergangenen Herbst: "Die Influenza steht und fällt mit den Reiseaktivitäten. Die Influenza ist ein 'reisendes Virus'. Alle Maßnahmen, welche Reisen einschränken, schränken auch die Verbreitung der Influenza ein." Das habe man auch bei den extrem harten Lockdowns in Ländern wie Australien gesehen. Es sei jedenfalls noch Zeit, sich gegen die Influenza impfen zu lassen, betonte die Expertin beim Österreichischen Impftag.

Im Impfplan Österreich 2022, der seit Samstag zur Verfügung steht, finden sich mehrere Ergänzungen in den Details. Aufgenommen wurde auch das Thema der Covid-19-Impfungen, wobei die Empfehlungen vom Nationalen Impfgremium um die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt ja laufend aktualisiert werden.

Wichtig bleiben alle empfohlenen Impfungen auch mit der aktuellen Pandemie. "Die derzeitige pandemische Situation in Österreich erfordert eine Erhöhung der Covid-19-Durchimpfungsraten, sodass möglichst viele Menschen Covid-19-Impfungen gemäß den gültigen Empfehlungen erhalten. Zusätzlich dürfen andere Impfungen nicht vernachlässigt werden. So sind vor allem Anstrengungen zur Reduktion des Erkrankungsrisikos an Keuchhusten, Masern und auch Influenza weiter notwendig", heißt es im Impfplan.

Bei der Influenza wurden die Möglichkeiten zur kostenlosen Impfung in den vergangenen Jahren ausgeweitet. Die aktuellen Empfehlungen für 2021/2022: "Die Impfung ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm in der Saison 2021/2022 und 2022/2023 enthalten und wird ab dem vollendeten 6. Lebensmonat allgemein empfohlen. Für Kinder bis zum vollendeten 24. Lebensmonat, insbesondere Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen und Kinder mit Kontraindikationen für den Lebendimpfstoff wird ein inaktivierter, tetravalenter Impfstoff zur Verfügung gestellt. Für Kinder ab dem vollendeten 24. Lebensmonat bis zum vollendeten 15. Lebensjahr steht die intranasale, tetravalente Lebendvakzine zur Verfügung."

Influenza-Impfung nicht generell kostenfrei

Im Grunde wird die Influenza allen Personen empfohlen, bei Erwachsenen vorrangig für Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke und Personen mit Risikofaktoren. In Sachen Abwicklung gibt es aber weiterhin von Bundesland zu Bundesland und den verschiedenen Sozialversicherungsträgern unterschiedliche Berechtigungs- und Abwicklungsmodalitäten, sagte am Samstag Monika Redlberger-Fritz. Das beginnt im Grunde bereits für alle Österreicher ab 15 Jahren (Auslaufen des Kinderimpfprogramms).

Der österreichische Impfplan: "Die (Influenza-; Anm.)Impfung für Erwachsene wird nicht generell kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zuschüsse oder kostenfreie Impfungen gibt es jedoch bei einzelnen Arbeitgebern und Sozialversicherungsträgern sowie in manchen Bundesländern und bei ausgewählten Impfaktionen. So stehen beispielsweise sowohl in der Saison 2021/22 als auch in der Saison 2022/23 eine definierte Menge an Impfstoffen für in Alten- und Pflegeheimen betreute Personen ab 60 Jahren kostenfrei zur Verfügung. 

Der Schutz vor der Influenza ist für Senioren vor allem ein Individualschutz. Doch die Durchimpfung von Kindern würde vor allem die Verbreitung eindämmen. Dazu die Anmerkungen aus den aktuellen Empfehlungen: "Modellrechnungen ergaben, dass bereits eine 20-prozentige Durchimpfung von Schulkindern mit einem besseren (Gemeinschafts-)Schutz vor schwerem Verlauf und Tod durch Influenza für über 60-Jährige einhergeht als eine Impfung von 90 Prozent von Seniorinnen und Senioren."