Im Laufe der Coronavirus-Pandemie haben viele Menschen psychische Belastung erfahren. Die Impfstoffe gegen das Coronavirus reduzieren nicht nur die gesundheitlichen Risiken einer Infektion, sie verbessern auch die wirtschaftliche und soziale Lage geimpfter Personen. Dies könnte sich auch positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Eine regelmäßige Befragung in den USA zeigt nun, dass tatsächlich schon die erste Impfdosis messbar zur psychischen Gesundheit der Teilnehmer beiträgt. Sozialpsychologe Erich Kirchner von der Uni Wien erklärt dazu: "Die Impfung wird als Ausweg aus der Pandemie gesehen, als Möglichkeit, die gesundheitliche Situation im Lande soweit kontrollieren zu können, dass alte Gewohnheiten wieder möglich sein werden. Also als Möglichkeit zur Wiederherstellung der vertrauten Normalität." Zudem werde die Impfung als Schutz der geimpften Person vor schwerer Erkrankung gesehen und als Akt der Solidarität.

An der US-amerikanischen Studie nahmen 8003 Erwachsene teil, die regelmäßig zwischen März 2020 und März 2021 befragt wurden. Teilnehmer, die zwischen Dezember 2020 und März 2021 geimpft wurden, berichten von reduzierten psychischen Belastungen.

Im Schnitt bewirkte die erste Impfdosis die Senkung des Risikos für eine milde Depression um einen Prozentpunkt, das Risiko für eine schwere Depression wurde um 0,7 Prozentpunkte reduziert. Dabei kam die PHQ-4-Methode zum Einsatz. "Es handelt sich um einen Fragebogen zur Messung von Depression und generalisierter Ängstlichkeit. Die selbst berichteten Ängstlichkeitswerte sind nach der Impfung statistisch nachweislich gesunken", erklärt Kirchner und resümiert: "Wer sich impfen lässt, hat also einiges zu gewinnen: die Zurückdrängung von Angst vor Ansteckung und schwerer Erkrankung, das Gefühl, die eigene Situation wieder zu kontrollieren, verantwortlich zu handeln und auch wieder Erleichterungen im Alltag zu haben."