Laut Vereinten Nationen (UN) soll bis 2030 auf 30 Prozent der weltweiten Landfläche ernsthafter Artenschutz betrieben werden. Wählt man jene Gebiete strategisch gut, ist dort das Überleben von 70 Prozent aller Landpflanzen und -Tiere gewährleistet. Das berechneten österreichische Forscher in einer neuen Studie. Damit würden auch 62 Prozent des Kohlenstoffes gebunden, der in die Atmosphäre gelangen kann, und 68 Prozent des sauberen Wassers.

Die Forscher um Piero Visconti und Martin Jung vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien untersuchten, wo auf der Erde man am effektivsten drei Ziele gleichzeitig erreichen könnte: Die meisten Arten vor dem Aussterben zu retten, Kohlenstoff gebunden zu halten und die Frischwasserreserven sicherzustellen. Mit 30 Prozent der Landfläche könnte man dies jeweils zu einem großen Teil realisieren. "Ziel war es, die Klima-Agenda mit dem Themenkomplex Biodiversität enger zu verknüpfen", beschreibt Jung. "Wir wollen Synergien nutzen, um positive Effekte zu maximieren." 

Je roter die Gebiete, desto schützenswerter sind sie auch
Je roter die Gebiete, desto schützenswerter sind sie auch © Karte von Jung et al. 2021

Diese Flächen müsse man aber strategisch gut wählen. Neben altbekannten, besonders schützenswerten Gebieten wie Madagaskar, Indien und Myanmar sowie dem Mittelmeerraum gehören laut der Studie nun auch Gebiete wie der Südosten der Vereinigten Staaten von Amerika und der gesamte Balkan dazu, wie auch Hochebenen im Amazonas-Gebiet. 

Hotspot Alpen

"Auch die Alpen sind unter den 30 Prozent der wichtigsten Landgebiete für den Schutz der Artenvielfalt", erklärt Jung. "Vielen ist gar nicht bewusst, dass unsere Berge Biodiversitäts-Hotspots sind." In ihren vielen Höhenstufen und Geländeformationen liegen verschiedenste Lebensräume nahe beisammen, die von unterschiedlichsten Pflanzen und Tieren bewohnt werden. "Die Vielfalt in den Alpen wird zusätzlich noch durch ihre Nähe zum höchst artenreichen Mittelmeerraum gesteigert", erklärt Visconti. Erstmals wurden in einer  

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse sollen Maßnahmen erarbeitet werden -etwa bei der nächsten UN-Biodiversitäts-Konferenz, die vom 11. bis 15. Oktober im chinesischen Kunming stattfinden wird. Konkrete Vorschläge Gesetze oder Richtlinien liefern die bewusst Autoren nicht: "Das ist Aufgabe politischer Entscheidungsträger", sagt Jung, der aber zugleich betont, dass es große regionale Unterschiede gibt, die beachtet werden müssen. "Es geht nicht darum, alle erwähnten Gebiete hermetisch abzuriegeln."