Tief verschneite Täler oder meterhohe Schneewächten könnten uns in nicht allzu ferner Zukunft verwehrt bleiben. Zumindest wird Schnee in mittleren und tieferen Lagen immer kürzer liegen bleiben. Zu diesem Ergebnis gelangen Forscher des Projekts "Future Snow Cover Evolution in Austria" (FuSE-AT), an dem mehrere österreichische Unis, das Climate Change Centre Austria, das Schneezentrum Tirol und auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) beteiligt sind. 

Andreas Gobiet, Leiter des Forschungsprojekts bei der Zamg, berichtet, dass wir bis zur Mitte des Jahrhunderts, also bereits in 29 Jahren durchschnittlich drei Wochen weniger Winterzeit haben werden. Und das wäre noch eine optimistische Prognose. "Wenn wir die Pariser Klimaziele erreichen und die Erwärmung im Vergleich zum Vorindustriellen Zeitalter auf durchschnittlich zwei Grad begrenzen können, ist dann der Plafond erreicht", sagt Gobiet. Dann werde es nach 2050 auch keine weiteren Reduktionen der durchschnittlichen Schneemengen geben. 

Worst-Case-Szenario

Ob das allerdings realistisch ist, ist eine andere Frage. Im schlimmsten Fall - wenn wir also weitermachen wie bisher und keine Maßnahmen ergreifen, um die Erderhitzung zu stoppen - wird es laut der Modellrechnung der Forscher zu Jahrhundertmitte unter einer Seehöhe von 1000 Metern nur noch sehr selten Schnee geben. Winter, wie wir sie kennen, wird es dann kaum mehr geben. „Dann werden wir bis 2000 Meter hinauf bis zu 60 Prozent weniger Schnee haben und in tieferen Lagen über 80 Prozent weniger", erklärt Gobiet. Auch künstliche Beschneiung wird dann nur noch bedingt funktionieren.

Mehr zum Thema

Schon heute ist ein durchschnittlicher Rückgang der Schneemengen bemerkbar. Vor sechzig Jahren waren Österreichs Wiesen und Wälder noch rund 40 Tage pro Jahr länger mit Schnee bedeckt. "Wir haben keine Messstationen mehr, wo wir zunehmende Schneemengen verzeichnen", ergänzt der Zamg-Meteorologe. 

Auf welches Szenario wir uns tatsächlich einstellen müssen, ist natürlich noch nicht in Stein gemeißelt. Vieles hängt aber davon ab, wie entschlossen wir uns gegen den Klimawandel stellen, welche Maßnahmen von den Regierungen tatsächlich umgesetzt werden. "Als Wissenschaftler kann ich dazu nicht viel mehr sagen. Jeder muss selbst entscheiden, wie er die Datenlage interpretiert und wie er darauf reagiert. Als Privatperson bin ich aber sehr wohl der Meinung, dass sich schleunigst etwas tun muss, damit diese Entwicklung zumindest begrenzt werden kann", sagt Gobiet.