"Wir haben es schon letztes Jahr aufgedeckt und die Behörden informiert", betont Lisa Panhuber, Sprecherin von Greenpeace Österreich gegenüber der Kleinen Zeitung. Die Rede ist vom Plastikmüllskandal, der seit Montagfrüh für Aufregung und Schlagzeilen sorgt. Denn da entnahmen Beamte des Umweltministeriums Proben aus vier Containern, die auf dem Bahnhofsgelände von Enns in Oberösterreich abgestellt wurden. Der übrige Müll soll wieder zurück zur FCC Mostviertel Abfall Service GmbH in Amstetten kommen, wo das Material ursprünglich als unbedenklich eingestuft und an die Beraterfirma Remaco weiterverkauft wurde, so der ORF. FCC besteht in einer E-Mail an ORF.at am Montag darauf, dass die Firma „keinen kontaminierten Kunststoffabfall in Österreich weitergegeben habe.“

Dass das FCC Mostviertel Abfall Service und Remaco in den Fall verwickelt sind, bestätigt auch das Umweltschutzministerium. Doch "der Export sei sehr kompliziert" gewesen, erklärt Pressesprecher Florian Berger. "Es sind mehrere Firmen involviert", betont Lisa Panhuber. Firmen aus Niederösterreich und auch aus Polen seien betroffen, dann gebe es noch Zwischenhändler. "Solche Exporte laufen über mehrere Firmen" - auch, um teilweise illegale Machenschaften zu verschleiern, wie die Umweltschutzorganisation betont.

Rückholung hat Seltenheitswert

Dass ein Müllexport aus Übersee nach Österreich zurückgeholt wird, das hat es bisher noch nicht gegeben. Einmal gab es eine Rückholung aus Ungarn, weiß Greenpeace. Doch Übersee sei eine Premiere - wenn es auch nur vier von den insgesamt 28 Containern sind. "Der Rest ist bereits auf Mülldeponien in Malaysia gelandet", weiß Greenpeace.

Der Fall sei jedoch nur "die Spitze eines Eisbergs". Es gebe viele legale, aber auch illegale Mülltransporte in Länder, die geringere Umweltstandards als die EU haben. "Viele sind nur auf dem Papier legal, denn es werden falsche Angaben gemacht - was aber keiner kontrolliert", so Panhuber. "Uns geht es nicht nur um diesen Fall, sondern um das gesamte System." Das Exportieren in Länder mit niedrigeren Umweltstandards und damit das billige Entsorgen müsse laut Greenpeace unterbunden werden, wozu strenge Kontrollen nötig seien.

Analysen werden dauern

Mit ein bis zwei Wochen rechnet Greenpeace, das Umweltministerium spricht sogar von Wochen, die es dauern wird, bis das Ergebnis der chemischen Analysen vorliegt. "Die Experten des Umweltbundesamtes untersuchen es", so Florian Berger. Erst dann kann entschieden werden, was mit dem zurückgeholten Plastikmüll passieren wird. Doch die Experten hätten schon auf Fotos, noch vor der eigentlichen Probenentnahme, erkannt, dass der Plastikmüll kontaminiert sei. Der Verdacht: Es handelt sich um ein Flammschutzmittel.

Den betroffenen Firmen drohen hohe Geldstrafen - bei aufgedeckten illegalen Exporten war es laut Greenpeace bisher aber meist bei Verwarnungen geblieben. "Weil die Faktenlage nicht eindeutig war", so Panhuber.

Nur noch sauberer Plastikmüll

Seit Jahresbeginn herrschen beim Export von Plastikmüll aus der EU strenge Regeln. In Entwicklungsländer dürfen seither nur noch saubere Kunststoffabfälle zum Recycling ausgeführt werden, teilte die EU-Kommission im Dezember des Vorjahres mit. Auch Exporte und Importe  der Industriestaaten-Organisation OECD sollen strikter kontrolliert werden.

„Die Ausfuhr unsortierten Plastikmülls in Nicht-OECD-Länder wird komplett verboten“, stellte Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius klar. Die neuen Regeln zeigten, dass die EU Verantwortung für den hier produzierten Müll übernehme. Das sei ein Meilenstein im Kampf gegen Plastikverschmutzung und im Übergang zur Kreislaufwirtschaft.