Mit 35 einen Lebensabschnitt zu beenden, wo andere gleichen Alters ihren ersten ins Visier nehmen, erinnert noch einmal an die Besonderheit des Phänomens Sebastian Kurz. Ein politisches Großtalent prägte ein Jahrzehnt die Spitzenpolitik und fand als Spielform eines modernen Konservativismus internationale Beachtung. Zu den Begabungen zählte der Instinkt für Schwingungen und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge in einfachen Sätzen aufzulösen. Zu den tragischen Aspekten zählt das Bedauern, dass einer wie er nicht mehr aus seiner Popularität gemacht hat und zu oft den Erfolg um des Erfolgs willen suchte. Zum Staatsmännischen fehlte ihm der Wille, das Notwendige populär zu machen. Er wollte lieber das Populäre noch populärer machen. Reformkanzler wurde er keiner. Da blieb er unter den Erwartungen und den eigenen Verheißungen.