„Hände weg von unseren Kindern“ - den Spruch kennt man schon von den Wiener Demonstrationen gegen Impfpflicht und Corona-Maßnahmen. Um die Dringlichkeit der Forderung deutlich zu machen, schleppten manche Eltern die Schutzbedürftigen gleich mit auf die Demonstration. Dass der ohrenbetäubende Lärm, der beim Kampf gegen Regierung, Ärzteschaft, Polizei und Medien entsteht, Kinder verschrecken und ängstigen kann, haben die besorgten Erziehungsberechtigten einkalkuliert. Es ging ja um die gute Sache - ihre. Da dürfen sie nicht zimperlich sein, die Kleinen.

Gestern vor der Volksschule in Voitsberg stand das Kindeswohl wieder ganz oben auf der Agenda erwachsener Demonstrantinnen und Demonstranten: megaphonverstärkt brüllten sie ihren Ärger über die Schulleitung gegen das noch im Dunkel liegende Gebäude. Auf den Vorschlag, zur Schonung der Kinder die Demonstration abseits der Schule abzuhalten, waren sie nicht eingegangen, die Zusage, ihre Megaphone wenigstens nicht direkt auf das Gebäude zu richten, hielten sie nicht ein. Dass die verschreckten Kinder, um deren Schutz es angeblich gehen sollte, unterdessen von psychologisch geschultem Personal beruhigt werden mussten, focht sie nicht an.

Mutter und Großeltern eines Viertklässlers, die das verängstigte Kind in die Schule begleitet hatten, brachten die Absurdität und Widersprüchlichkeit dieser Haltung klar zum Ausdruck: „Am schlimmsten ist, dass die Demonstranten von Kindesschutz reden, aber in so einer Lautstärke vor der Schule herumbrüllen, während Unterricht ist.“

Ausgelöst hatte den Protest das Foto eines Schülers, der in der Kälte vor der Schule einen Test schreibt. Die Direktion hatte sein Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht in Zweifel gezogen und war auf den absurden Vorschlag des Vaters eingegangen, das Kind den Test eben vor der Schule absolvieren zu lassen. „Die Schulleitung“, schreibt Thomas Macher in seinem heutigen Leitartikel, „hätte nie zustimmen dürfen, dass das Kind draußen in der Kälte an der Lernkontrolle teilnimmt – auch wenn die Eltern das so vorschlugen und so wollten. Diese Kritik ist gerechtfertigt. Nicht zu rechtfertigen ist die Welle an Hass, die seitdem über die Schule und ihre Direktorin hereinbricht.“ Und schon gar nicht sei es zu rechtfertigen, fährt Macher fort, „dass Impfgegner und Coronaleugner das Bild des Buben für ihre Propaganda missbrauchen und dass dieser Konflikt auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, findet