Martin Kocher, der Arbeitsminister, war am Samstag im Mittagsjournal von Ö 1. Man hört ihn gern. Er spricht undogmatisch und phrasenfrei. Er papageit nicht. Kocher wurde zum Arbeitsmarkt gefragt, der sich von den Schlägen erholt und dennoch seine Ambivalenzen nicht loswird: 340.000 sind ohne Job, und doch gibt es so viele Beschäftigte wie nie. Von den 350.000 Arbeitslosen sind es mehr als 100.000 dauerhaft, aber genauso viele offene Stellen bleiben unbesetzt. Ein möglicher Hebel wäre die Beseitigung falscher Anreize. Zusätzlich zum Arbeitslosengeld Zuverdienste zu gewähren, mag Not lindern, kann aber auch dazu verleiten, in der Not zu verharren und sich mit ihr als trübe Option zu arrangieren. Das Solidarsystem kann es sich nicht wünschen, die Betroffenen auch nicht.