Die Pferde wissen was jetzt kommt. Sie kennen den Weg und nützen den kurzen Stopp vor der Kirche in St. Wolfgang, um noch einmal kräftig „durchzuschnauben“. Dann folgen sie dem sanften Zügelspiel des Kutschenmeisters. Das Klappern der Hufe auf dem Asphalt wird schneller.

Als Radfahrer kann man sich die Vierbeiner des Fiakergespanns zum Vorbild nehmen – und Schwung holen. Vor einem liegt die „Bergwertung“ St. Wolfgang: ein kurzer, aber „giftiger“ Anstieg, der Weg führt vom zentralen Marktplatz, von den Hotels „Weißes Rössl“ und „Schwarzes Rössl“, die in klischee- und kitschtrunkenen Heimatfilmen der 1960er-Jahre die Hauptrollen spielten, weg auch von der wohl sortierten Eisdiele am Eck. Dafür wird man oben mit einem ersten Blick auf den See und das Bergpanorama auf der gegenüberliegenden Uferseite belohnt.

Über den See können Biker auch mit der fahrradtauglichen Bootsfähre Schippern
Über den See können Biker auch mit der fahrradtauglichen Bootsfähre Schippern © Klaus Höfler

Da wird schnell klar, warum der Wolfgangsee zu den bekannteren Destinationen im Salzkammergut gehört: Das Wasser schimmert türkis, der Himmel strahlt tiefblau, die Sonne scheint mit voller Kraft. Nur der Wind scheint etwas gegen eine entspannte See-Umrundung per Fahrrad zu haben: Er weht einem mit scharfer Brise direkt ins Gesicht. Die Wassersportler am See freut’s. Mit Segel- und Surf-Ausrüstungen aller Art zischen sie über die Wellen, die Kite-Surfer auch Richtung Himmel, wenn sie abheben und sich vom Wind in luftige Höhen ziehen lassen. Ein Schauspiel, dass man hautnah rund um den Badeplatz „Franzosenschanze“ am Südufer beobachten kann.

Dafür muss man, von St. Wolfgang startend, aber erst die Hälfte der rund 29 Kilometer langen Seerunde hinter sich gebracht haben. Grenzübertritt inklusive, weil direkt an der kleinen Schleuse bei Strobl, am Eingang zum sehenswerten Bürglstein-Rundwanderweg, wechselt man von Oberösterreich nach Salzburg. Der See liegt hier in seiner vollen Länge von zehn Kilometer und einer Fläche von 13 Quadratkilometer vor einem. „Abersee“ hieß er früher, abgeleitet von einer lateinischen Bezeichnung in der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 788. Heute erinnert daran nur noch eine Ortsbezeichnung beim Zinkenbach, kurz nach der Durchquerung des Naturschutzgebiets Blinklingmoos.

Der Radweg führt hier auf einem extra aufgeschütteten Schotterweg mitten durchs Moor, das man von einem Aussichtsturm direkt an der Strecke überblicken kann. Steigungen? Fehlanzeige. Die einzige Bergauf-Passage der Seerunde (abseits der kurzen Rampe in St. Wolfgang) umfährt man – stilecht für einen See – mit der (fahrradtauglichen) Bootsfähre.

Von den Anlegestellen der Schiffe in St. Gilgen oder Fürberg setzt man anstrengungslos über nach St. Wolfgang und kann den Falkenstein und die folgenden, steil abfallenden Felswände vom Sonnendeck aus bestaunen. Zur Vollendung des Triathlons Rad-Boot-Bahn empfiehlt sich der Gipfelsturm per Zahnradbahn auf den Schafberg oder Gondel aufs Zwölferhorn. Von oben sieht man den See und die Radrunde am besten.

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