36,4 Grad Celsius. Damit ist nicht die Lufttemperatur auf Naxos gemeint, die derzeit bei rund 29 angenehmen Grad liegt, sondern meine. Mit einem Infrarot-Thermometer wird beim Check-in im Hotel die Körpertemperatur gemessen. Kontaktlos und sekundenschnell – sicher ist sicher.

Man merkt, wie es gerade den herzlichen Griechen schwerfällt, ihre Gäste nicht mit dem gewohnten Überschwang willkommen zu heißen. Zwar wird der gebotene Abstand nicht wie in Österreich in virtuellen Babyelefanten bemessen, dennoch steht er überall im Raum. Auch in der Rezeption im Hotel Athina am Strand Plaka. Eine der strengen Maßnahmen, durch die Griechenland mit vergleichsweise wenigen Fällen durch die akute Coronakrise getaucht ist.

„Es fühlt sich an als hätten wir gerade einen sehr warmen Winter“, sagt Hotelchefin Athina Anagnostopoulou und meint damit die geringe Zahl der Touristen, die sich derzeit auf Naxos tummeln. Und tatsächlich ist es so, als würde die Insel gerade aus dem Winterschlaf erwachen: „Viele Tourismusbetriebe haben sich erst in den letzten Wochen entschlossen, ihre Hotels und Restaurants aufzusperren“, erzählt Athina.

Auf den Stränden der Kykladeninsel fällt es leicht, Abgeschiedenheit zu finden
Auf den Stränden der Kykladeninsel fällt es leicht, Abgeschiedenheit zu finden © Freesurf/stock.adobe.com

Erst als klar war, dass die Griechen selbst und auch Reisende aus anderen Ländern wieder auf die Inseln übersetzen können. Jetzt wird im Eilzugstempo alles vorbereitet, Sonnenschirme werden am Strand aufgestellt, Hygieneregeln mit dem Personal einstudiert. Alles muss sitzen – die Strafen für nachlässige Gastgeber sind drakonisch.

Die Portara von Naxos mit den Ruinen des antiken Apollon-Tempels haben wir heute ganz für uns alleine. „Sie sind meine erste Tour in diesem Jahr“, sagt Fremdenführerin Psarra Evdoxia, die ihre Heimat gerade selbst mit neuen Augen sieht.

Im labyrinthartigen Gassengewirr des Hauptorts herrscht reges, aber respektvolles Treiben. An so mancher Hauswand hat man einen Desinfektionsmittelspender montiert. In den Lokalen stehen die Tische mit gebührendem Abstand auseinander. Dass der Kellner einem zum Aperitif ein Lächeln schenkt, erkennt man trotz der Maske, die er trägt. Verpflichtend für Mitarbeiter in Lokalen und Hotels, nicht aber für die Gäste.

Kein Gedränge im Gassengewirr der schönen Chora von Naxos
Kein Gedränge im Gassengewirr der schönen Chora von Naxos © Nicole Kwiatkowski/stock.adobe.com

Auch sonst liegt man an den kilometerlangen Sandstränden von Naxos nicht dicht gedrängt wie eine Ölsardine. Jetzt kommt man sich in den lichten Reihen der Strandliegen vor der türkisen Kulisse der Ägäis höchstens vorsätzlich zu nahe.

Die Portara von Naxos mit den Ruinen des antiken Apollon-Tempels
Die Portara von Naxos mit den Ruinen des antiken Apollon-Tempels © milangonda/stock.adobe.com

Das Bild von Naxos deckt sich mit dem auf anderen von jeher weniger touristisch geprägten Inseln Griechenlands. „Wir liegen derzeit bei einer Auslastung von rund 20 Prozent. Für die Hochsaison hoffen wir auf 50“, sagt Konstantinos Santikos, dessen Familie insgesamt fünf Hotels betreibt, darunter das „Princess“ auf der Sporadeninsel Skiathos. „Nicht alle der größeren Hotels werden deshalb heuer aufsperren“, sagt der Unternehmer.

Aber einmal ganz ehrlich: Noch nie war die Aussicht auf wenig Trubel so verlockend wie in diesem außergewöhnlichsten aller Sommer.

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