Zauber-, helden- und märchenhaft, bedeutsam und nicht weniger prachtvoll. Das sind ein paar der Attribute, die die Burgen, Schlösser, Stifte und Wehrbauten auf 462 Jahre hindurch historisch verbundenem Lebensraum bis heute vereinen.

„Diese in ihrer Architektur und Geschichte höchst unterschiedlichen Bauten unserer Region dienten großteils einst als Bollwerk des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gegen die osmanische Invasion. Der Kulturraum des damaligen Innerösterreich unter dessen habsburgischem Landesfürsten Karl II. reichte von der Steiermark bis Krain, Triest, Görz und Istrien“, lässt Konsul Andreas Graf von Bardeau als Gründer und Präsident des Verbandes der Schlösserstraßewissen. „Mit der Schlösserstraße tragen wir als Verwalter gemeinsam für dieses Kulturerbe Verantwortung, wir bauen untereinander Brücken und lassen die Geschichte und Geschichten der Adelshäuser für große und kleine Gäste erlebbar werden.“

Schloss Kornberg ist einer der Publikumsmagneten der Schlösserstraße
Schloss Kornberg ist einer der Publikumsmagneten der Schlösserstraße © Franz Suppan

Wie gut dies im Einzelnen gelingen mag, lebt der umtriebige Schlossherr von Kornberg in der Südoststeiermark mit großem Innovationsgeist im eigenen Hause vor. Über die Jahrzehnte hat er es zu einem noblen Publikumsmagneten entwickelt, nicht zuletzt mit bemerkenswerten Ausstellungen.

Derzeit besticht die Präsentation des 150-jährigen Jubiläums seiner ursprünglich aus Frankreich stammenden Familie auf dem rund 750 Jahre alten Schloss ganz besonders auch mit virtuellen Einlagen, zum Beispiel dann, wenn Ahnen aus den an den Wänden hängenden Bilderrahmen heraus von ihrem Leben erzählen.

Grad Ormoz in Slowenien
Grad Ormoz in Slowenien © KK

Leibhaftig und damit besonders beeindruckend führen sieben der 28 steirischen, burgenländischen sowie neun slowenischen Schlosseigentümer auf der insgesamt 1001 Kilometer langen „Castleroad“, die im Norden bis zu den Burgen Lockenhaus und Festenburg und im Süden bis Schloss Slovenska Bistrica und Ormoz reicht, durch ihre historienträchtigen Gemäuer.

Dabei geben sie ihren Gästen manche ihrer unzähligen Geheimnisse und Geschichten persönlich preis. So mag es etwa nicht nur eingefleischte Filmfreaks auf Schloss Bernstein erfreuen, wenn Schlossherr Erasmus Almásy von seinem Urgroßonkel László Ede Almásy als Inspirationsfigur für den mit neun Oscars gekrönten Film „Der englische Patient“ erzählt.

Ein Höhepunkt der Schlösserstraße in Slowenien ist Grad Velika Nedelja
Ein Höhepunkt der Schlösserstraße in Slowenien ist Grad Velika Nedelja © KK

Noch viel tiefer in die Vergangenheit lässt Guide Aljosa Ciglar auf Schloss Ptuj blicken: „Es waren die Herren von Pettau, eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter des Mittelalters, die die wohl spektakulärste Lösegeldgeschichte aller Zeiten ins Rollen brachten. Sie griffen den als Bettler verkleideten König von England, Richard Löwenherz, 1192 auf seinem Rückweg vom missglückten Kreuzzug in der Nähe von Pettau auf.“

Der verfeindete Herzog Leopold V. von Österreich lieferte ihn schließlich an den Staufferkaiser Heinrich VI. gegen Zusage der Hälfte des stolzen Lösegeldes von 100.000 Mark in Silber aus – ganze 23 Tonnen, rund das doppelte Jahressteueraufkommen Englands. Der Ausbau von Wiener Neustadt, Friedberg und einiges mehr ließen sich damit gut finanzieren.

Auf Schloss Ptuj erinnert man sich an eine der spektakulärsten Lösegeldgeschichten aller Zeiten
Auf Schloss Ptuj erinnert man sich an eine der spektakulärsten Lösegeldgeschichten aller Zeiten © KK

Heute geht es im positiven Sinne in der einst heiß umkämpften, burgen- und schlösserintensivsten Region Europas rund. Mit viel Herzblut, Leidenschaft und Professionalität lassen gegenwärtig Schlossfrauen wie -herren 15.000 Jahre Kulturgeschichte und mehr als 2000 Jahre Wehrgeschichte in hochkarätigen Museen und Ausstellungen aufleben und fungieren als bedeutende Drehscheiben für Kunst und Kultur.

Sie bieten prachtvolle Architektur und märchenhafte Gärten als Film-, Event- oder auch Hochzeitskulisse. In so manchen Schlossbetten darf man sich als Hotelgast wie Prinzessin und Prinz fühlen, in jahrhundertealten Schlosskellern des Weingottes Dionysos gedenken und in Schlosstavernen bis noblen Speisesälen fürstlich gustieren.

Schloss Negova in Slowenien
Schloss Negova in Slowenien © KK

Die Schlösserstraße webt für ihre Gäste den Stoff, aus dem die hochherrschaftlichen Träume sind, und blickt dabei stets über die eigenen, dicken Mauern. Denn sie spinnt auch Fäden zu kulturellen, kulinarischen wie erlebnisreichen Attraktionen ihrer Umgebung und punktet dabei bei ihren Gästen vom Hobbyhistoriker bis zur Familie mit gut aufbereiteten, stimmigen Rundum-Erlebnissen.

Brücken schlagen und Verbinden bleiben auch weiterhin das Credo von Andreas Bardeau: „In Kürze werden wir vier kroatische Adelshäuser auf der Schlösserstraße begrüßen dürfen. Auch ungarische Zuwächse sind in Planung, was zu unserer Freude unseren Beitrag zum für alle Menschen offenen völkerverbindenden Kulturerbe noch stärken wird.“