Vor der Erholung noch ein bisschen Nervenkitzel: Nach dem Aussteigen aus dem Flieger am Flughafen Karpathos entscheidet sich, ob man zum Coronatest muss oder nicht. Am Schalter wird man entweder nach rechts direkt in den Urlaub durchgewinkt – oder nach links zum Testteam geschickt. Die Krankenschwester arbeitet in voller Schutzausrüstung und es sind nicht nur Stichproben, sondern tatsächlich ein guter Teil der österreichischen Ankömmlinge, die zum Abstrichtest müssen. Ein Algorithmus entscheidet, wer getestet wird, das Prozedere dauert nur Minuten. Wir starten direkt in den Urlaub.

Bei der ersten Insel-Rundfahrt stellt sich das Gefühl ein: Es ist wie in der Nebensaison – nur mit Hauptsaison-Wetter. Die Insel backt in der Hochsommerhitze, die Ägäis changiert zwischen Türkis- und Azurblau, am Horizont tanzen die Kites der Surfer, in der Wettervorhersage gibt es nur zwei Variablen: Wind oder wenig Wind. Der Ägäis-Wind Meltemi ist fleißig. Aber an den Stränden sind die Schirme merklich ausgedünnt – die Vier-Meter-Abstandsregel zwischen den Liegen ist eine Erklärung, die mangelnde Nachfrage die andere.

Auch das Fischerdorf Finiki ist heuer fest in griechischer Hand
Auch das Fischerdorf Finiki ist heuer fest in griechischer Hand © pkazmierczak - stock.adobe.com (PAWEL KAZMIERCZAK)

In den Restaurants – einige der liebsten Lokale in Arkasa und Finiki sperren erst jetzt, Anfang August, auf –, in den Kafenia (den traditionellen griechischen Kaffeehäusern) und an den Stränden wird vor allem eine Sprache gesprochen: Griechisch.

Ja, auch für die Hellenen gilt die Aufforderung, doch im eigenen Land Urlaub zu machen, staatlicher Zuschuss inklusive – und das geringe Touristenaufkommen aus dem Ausland erlaubt es wiederum den Karpathioten, selbst einmal ihre Insel zu genießen. Die Postkarten-Buchten Panagia und Achata sind spätestens ab dem Nachmittag fest in der Hand griechischer Familien.

In den Kafenia treffen sich vor allem die Einheimischen
In den Kafenia treffen sich vor allem die Einheimischen © Sonja Krause

Eine halb leere Insel ist für uns Touristen ein Geschenk, für die Einheimischen eine Härteprobe – mit der sie sich mit dem den Insulanern eigenen Pragmatismus arrangiert haben: „Die Saison heuer bedeutet weniger Geld, aber auch weniger Stress“, sagt Bar-Chef Manolo. In der urigen Taverne am Strand Agios Theodoros, wo es die beste Fava der ganzen Insel gibt, erklärt die Chefin: „Eine ruhige Saison ist okay, eine zweite überstehen wir aber nicht.“

Die Hoffnung ruht nun darauf, dass die Italiener heuer noch nach Karpathos kommen. Sie machen in normalen Saisonen einen Großteil der Gäste aus.

Die Kitesurfer freut der fleißige Meltemi
Die Kitesurfer freut der fleißige Meltemi © Vladislav Gajic - stock.adobe.com

Anders als Italien ist Griechenland so gut durch die Pandemie gekommen wie kaum ein anderes europäisches Land: Frühe Maßnahmen, strenge Regeln und ein rigider Lockdown haben die Zahl der Fälle niedrig gehalten. Die Mund-Nasen-Schutzmaske trägt man im Supermarkt, in den Lokalen hält sich das Personal strikt an die Vorschriften. Doch da sich das Leben vor allem im Freien abspielt, gelingt eine echte Auszeit von einer Welt, die sich in einer Pandemie befindet.

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