Die Online-Partneragentur Parship hat in einer neuen Studie abgefragt, wieweit lästige Marotten eine glückliche Beziehung belasten können. Mit der Dauer der Beziehung steigt demnach unweigerlich auch der Ärger über nervige Angewohnheiten wie mangelnde Ordnungsliebe oder ständiges Aufs-Handy-Schauen. Weil man anfangs gern übersieht, dass man viel zu verschieden ist?
CAROLINE ERB: Da muss man differenzieren. Es gilt beides: Unterschiede ziehen sich an – und Gleich und Gleich gesellt sich gern. Es geht um eine ausgewogene Mischung bei den einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen. Nur bei den Grundwerten wie Ehrlichkeit und Verbindlichkeit sind möglichst große Ähnlichkeit und Übereinstimmung wichtig.

Der Socken, der da am Boden herumliegt oder der ständige Blick aufs Handy werden wohl auch nie das Hauptproblem sein, wenn zwei erbittert zu streiten beginnen. Das Problem liegt wohl tiefer begraben?
CAROLINE ERB: Richtig, wenn ich mich zum Beispiel grundsätzlich nicht respektvoll behandelt fühle, dann wird plötzlich die Unordnung zum großen Problem. Das ist ein persönlicher Seismograf, dass grundsätzlich etwas aus dem Lot gekommen ist. Wenn man anfängt, am anderen dauernd herumzunörgeln – und das beginnt bei den kleinen Alltagsthemen – wird es aber noch schwieriger, dann schaut man nämlich durch die Lupe. Und Kleinigkeiten können auch ein großes Ganzes zum Kippen bringen, dann distanziert man sich, ist nicht mehr aufmerksam, weniger respektvoll.

Störendes am Anfang möglichst nicht anzusprechen, einfach auszublenden, bis man es gar nicht mehr aushält, ist aber wohl auch keine gute Idee?
CAROLINE ERB: Schwierig. Es macht ja auch einen Unterschied, ob man getrennt wohnt und nur schöne Dinge gemeinsam unternimmt. Wenn man zusammenzieht, muss man manches erst einmal aushandeln. Zwischen einem Ordnungsliebhaber und einer Chaotin wird es dann immer Konflikte geben. Dann kommt es darauf an, wie tolerant man ist, was man in Kauf nimmt, weil der andere grundsätzlich liebenswert und interessant ist. Es muss halt ein Gleichgewicht geben.

Aber man muss die Dinge ansprechen?
CAROLINE ERB: Da stimme ich grundsätzlich zu. Es ist aber günstiger, die Dinge aus der Ich-Perspektive zu besprechen: „Ich würde mich freuen...- es würde mir so helfen, würde mich so entlasten...“ statt: „Nie machst du das...“. Sie sollten Ihr Gegenüber auch nie infrage stellen, dann wird es nämlich destruktiv. Also eher loben und betonen, was alles gut läuft - das gelingt einem in dieser Situation ja auch immer seltener. Man muss schon um Empathie und Verständnis werben.

Besonders nervig finden es Frauen laut neuer Studie offenbar auch, wenn der Partner schnarcht. Das lässt sich aber nicht wirklich steuern bzw. mit gutem Willen abstellen. Ein Plädoyer für getrennte Schlafzimmer?
CAROLINE ERB: Was der eine gut findet, ist für den anderen ein Affront. Man muss den Vorschlag also so vorbringen, dass er positiv klingt. Etwa indem man sagt: „Du liest gern lange“ oder „Du brauchst es eher dunkel im Schlafzimmer…“ Man muss dem anderen vermitteln, das Zärtlichkeit und Romantik nicht an dieses gemeinsame Bett gebunden sind, dass man das voneinander trennen oder auch mischen kann. Letztlich geht es ja immer um das Gefühl: Werde ich geliebt und wertgeschätzt und freue ich mich auf den Partner? Man muss sich trauen, gewisse Dinge so anzusprechen, dass es nicht kränkend wird.

Was schlagen Sie Paaren vor, die in ihrem Aktivitätsbedürfnis schlecht zusammenpassen und deshalb oft streiten? Wenn der ständig etwas unternehmen will, der andere aber lieber zu Hause bleibt?
CAROLINE ERB: Man muss sich als Paar zwischendurch positiv aufladen, dazu tragen gemeinsame Unternehmungen bei – außerhalb des Alltagstrotts, den man zu Hause hat. Man sollte also zum Beispiel gemeinsam ausgehen und Freunde treffen. Das Aktivitätsbedürfnis ist aber individuell, das ist ja auch das Spannende an einer Beziehung: Wer will schon mit seinem Klon liiert sein?