Es war im Oktober 2020, als das größte internationale Weinmagazin Wine Spectator die höchste Bewertung an einen österreichischen Rotwein vergab, die es je vergeben hatte. Die 2017 Ried Spitzerberg Erste Lage von Dorli Muhr war über Nacht zum Star geworden.

Das schlug sich in flott geleerten Regalen nieder, obwohl - wie PR-Profi Dorli Muhr weiß - heute kaum noch ein einziger Artikel ausreicht, um ein Weingut bekannt zu machen. Es braucht vielmehr die Arbeit von Jahren, eine langfristige, stete Kommunikation, viel Geduld und Arbeit. Ähnlich dem Weinmachen.

Dorli Muhr, die seit drei Jahrzehnten die international renommierte Agentur Wine&Partners führt, gründete ihr Weingut im Jahr 2002. Sein Herz ist eine 0,17 Hektar große Parzelle, die ihre Großmutter 1918 zur Hochzeit geschenkt bekam.

Stück für Stück erwarb Muhr, die selbst aus Rohrau in Carnuntum stammt, weitere Weingärten mit besonders alten Blaufränkischreben am Spitzerberg, stellte im Laufe der Jahre den Betrieb auf biologische Bewirtschaftung um und führte eine neue, sanfte Vinifizierungsmethode ein, um die feinen eleganten Charakterzüge des Blaufränkisch hervorzustreichen.

Eigenständigkeit und Herkunft

Topbewertete Weine: Dorli Muhr
Topbewertete Weine: Dorli Muhr © (c) Anna Stöcher

Zuvor sollte es aber viele Jahre brauchen, um herauszufinden, wo das Potenzial des Spitzerbergs liegt. "Wo ist die höchste Eleganz und Eigenständigkeit des Berges? Wie vinifizieren, wie lange lagern?", zählt Muhr auf. "Ich habe zehn bis 15 Jahre lang den Fokus darauf gesetzt, wo die besten Ergebnisse liegen, wo ich die besten frischen Weine produzieren kann. Jedes Gebiet hat einen ganz eigenständigen Ausdruck. Den Unterschied in den einzelnen Subrieden zu finden ist ein langer Prozess, aber der einzig sinnvolle für mich."

Wo aber wächst nun dieser einzigartige Wein, der nun auch international Topergebnisse einfährt. Der Spitzerberg, an den einst das Urmeer brandete, fußt auf sandigem, leichtem Boden und ist eine den Karpaten vorgelagerte, extrem windexponierte und trockene Kalkformation. Mit rund 3500 Flaschen pro Hektar ist der Ertrag gering. "Die Flora am Spitzerberg ist außergewöhnlich", schildert Muhr. "Trockenresistente Pflanzen setzen sich durch, Trockenrasen, Wacholder, Wildrosen, Dornen." Der obere Bereich des Berges steht unter Naturschutz. Am mittleren Hang reihen sich herausragende Weinlagen aneinander wie eine Perlenkette. Und hier gedeihen auch Dorli Muhrs Weinpersönlichkeiten.

Topergebnisse

Die Bestätigung für Muhrs Bemühen kam 2020 mit der 94-Punkte-Bewertung im Wine Spectator. Doch nicht genug damit. Jetzt toppte der Syrah 2018 mit 95 Punkten von Robert Parker Wine Advocate das Ergebnis.

Außerdem wurde das Weingut kürzlich im deutschen Weinbewertungsportal wein.plus mit dem Titel „Kollektion des Jahres“ ausgezeichnet. Diesen Titel erhalten Weingüter, deren Portfolio durchgehend vom günstigsten bis zum teuersten Wein überragende Qualität darstellt. Aus Österreich wurden nur zwei Weingüter mit dieser Auszeichnung bedacht: für die Steiermark erhielt das Weingut Ploder-Rosenberg die Auszeichnung.

„Dorli Muhr produziert Weine, denen man erst beim zweiten oder dritten Schluck anmerkt, was wirklich in ihnen steckt. Das liegt auch daran, dass viele Weine sofort so verführerisch schmecken, dass man sich erst einmal kaum Gedanken über ihre wahre Tiefe und Komplexität macht. Hat man die erst einmal erkannt, kommt man erst recht nicht mehr von den Weinen weg“ schreibt wein.plus Herausgeber Marcus Hofschuster, der neun Weine von Dorli Muhr als „hervorragend“ beurteilte.