Der Livestream zum Nachschauen: 

1. Wie gefährlich ist das Coronavirus für Kinder?

„Wir wissen, dass Kinder deutlich seltener an Covid-19 erkranken und in der Regel, wenn überhaupt, nur milde Symptome zeigen“, sagt Volker Strenger, Kinder- und Jugendfacharzt an der Med Uni Graz. Er ist der medizinische Experte beim nächsten Gesundheitstalk der Kleinen Zeitung (siehe Infobox), der sich um das Thema „Kindergesundheit in der Pandemie“ drehen wird. Strenger sagt: „Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung bedrohen unsere Kinder bestimmt mehr als das Coronavirus.“

2. Stecken sich Kinder auch seltener mit dem Coronavirus an?

Hier haben Dunkelzifferstudien in Österreich gezeigt, dass die Zahl der unerkannten Coronafälle bei Kindern und Erwachsenen etwa gleich groß ist. „Kinder stecken sich an, sie entwickeln aber seltener Symptome“, erklärt Strenger. Die Ausnahme ist eine seltene schwere Verlaufsform von Covid-19, die in Österreich bisher bei etwa 40 Kindern auftrat: Dabei kommt es meist Wochen nach der Corona-Infektion zum Hyperinflammationssyndrom. „Das ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems, die bei der Hälfte der Kinder dazu führte, dass sie auf die Intensivstation mussten“, sagt Strenger. In Relation zu etwa 13.000 Corona-Infektionen bei Kindern sei dieser schwere Verlauf jedoch sehr selten.

3. Betrifft die Virusmutation aus Großbritannien tatsächlich
vermehrt Kinder?

Dieser anfängliche Verdacht hat sich nicht bestätigt, wie Kinder- und Jugendfacharzt Hans Jürgen Dornbusch sagt: „Kinder sind nicht überdurchschnittlich von der besonders in England verbreiteten, ansteckenderen Variante betroffen, die Altersverteilung bei den Infizierten ist die gleiche wie bei vorherigen Virusvarianten“ – das zeigen britische Daten.

Dina Rahman, Apothekerin
Dina Rahman, Apothekerin © KK

4. Welche Sicherheitsmaßnahmen muss mein Kind einhalten?

„Auch wenn Kinder seltener erkranken, sollten sie die Schutzmaßnahmen einhalten – vor allem mit Blick auf Risikopersonen im Umfeld“, sagt Dornbusch. Klare Ausnahme: Der Mund-Nasen-Schutz muss von Kindern unter sechs Jahren nicht getragen werden. „Kranke Kinder sollen nicht in den Kindergarten oder die Schule gehen“, sagt Dornbusch – das gelte auch ohne Pandemie.

5. Was bedeuten Homeschooling und fehlender Kontakt zu Freunden für die Kinderpsyche?

Volker Strenger: „Die Pandemie-Maßnahmen beeinträchtigen die psychosoziale Entwicklung von Kindern.“ Dabei gehe es nicht nur um die Schulbildung, die durch den Fernunterricht auf der Strecke bleiben kann – sozialer Kontakt zu Gleichaltrigen sei für Kinder und Jugendliche extrem wichtig. Strenger lässt auch das Argument „Es sind ja nur ein paar Monate“ nicht gelten, denn: „Für einen Jugendlichen ist ein Jahr in seiner Entwicklung ein enorm langer Zeitraum.“

6. Welche Auswirkungen auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen sind zu erwarten?

„Wir sehen die Auswirkungen jetzt schon“, sagt Strenger: Während auf der Kinderklinik auf vielen Stationen weniger Kinder betreut werden müssen, da auch andere Infektionskrankheiten durch die verstärkten Hygienemaßnahmen und den Lockdown seltener auftreten, müssen auf der Station für Psychosomatik mehr Patienten als üblich betreut werden. „Ess- oder Angststörungen sehen wir vermehrt“, sagt Strenger. Bei einer Normalisierung der Situation sei zu hoffen, dass sich vieles davon wieder zurückbildet – der Experte rechnet aber auch mit bleibenden Auswirkungen auf Kinderseelen.

Volker Strenger, Kinder- und Jugendfacharzt
Volker Strenger, Kinder- und Jugendfacharzt © kk

7. Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu unterstützen?

Laut Strenger sei es für Kinder und Jugendliche zentral, einen geregelten Tagesablauf und damit Struktur zu haben. Das unterstreicht auch Dina Rahman, Apothekerin und zweite Expertin beim Gesundheitstalk: „Auch in der Apotheke sehen wir, dass sich psychische Probleme von Kindern in körperlichen Symptomen äußern: Bauchweh, Schlafprobleme, Veränderungen der Haut.“ Die Apotheke könne hier unterstützen, indem Kinder mit wichtigen Nährstoffen wie Vitamin D oder B-Vitaminen versorgt werden – „all das, was der Körper jetzt braucht“, sagt Rahman.

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