Menschen, die von Depressionen betroffen sind, scheinen auch leichter Fehlinformationen zum Thema Corona als wahr anzuerkennen. Das zeigt eine Studie des Centers for Quantitative Health am Massachusetts General Hospital in Boston. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bei denen in einem Screeningtest eine erhöhte Depressivität angezeigt wurde, stimmten in einer Online-Umfrage auch häufiger Fehlinformationen zur Covid-19-Impfung zu.

In besagtem Screeningtest fiel auf, dass 4164 von 15.464 Befragten (26,9 Prozent) im Alter von durchschnittlich 48 Jahren einen Wert von 10 oder mehr erzielten, der auf eine mögliche Depression hinweist (die Dia­gno­se müsste im Einzelfall noch bestätigt werden).

Bei Menschen mit Depressionen ist der sogenannte Negativitätsbias besonders ausgeprägt. Psychologen umschreiben damit das Phänomen, dass negativen Gedanken ein weitaus größerer Stellenwert beigemessen wird als neutralen oder positiven Botschaften oder Nachrichten. Der mit den Depressionen verbundene Negativitätsbias könnte folglich dazu führen, dass viele Patienten Fehlin­formationen glauben.

Depressivität als Faktor

Tatsächlich stimmten 30 Prozent der Personen mit einer erhöhten Depressivität wenig­stens einer von vier abgefragten Fehlinformation zu. Bei den Befragten ohne Depressivität waren es nur 15,2 Prozent. Roy Perlis, Leiter des Center for Quantitative Health am Massachusetts General Hospital in Boston, schlussfolgerte daher auch, dass Menschen mit einer erhöhten Depressivität, anfälliger für Fehlinformationen sind.

Die Teilnehmer, die den Fehlinformationen zustimmten, waren zu 60 Prozent seltener geimpft. Es zeigte sich weiters, dass Depressivität der größte Faktor war, Fehlinformationen Glauben zu schenken, gefolgt von dem Umstand, einen Arbeitsplatz zu haben. Hier könnte die Angst vor dem Jobverlust dazu beitragen, Coronagerüchten aufzusitzen.

Da eine einzelne Umfrage nicht klären kann, ob die Depressivität die Neigung zu Fehlinformationen erhöht oder ob die Fehlinformationen Ängste und Depressionen auslösen, wurden die Teil­nehmerinnen und Teilnehmer in einer weiteren Runde des „Covid States Project“ erneut befragt. Dabei stellte sich heraus, dass Menschen mit einer erhöhten Depressivität, die bei der ersten Umfrage den Fehlinformationen noch nicht zu­stimmten, dies in der zweiten Umfrage fast doppelt so häufig taten.

Denkbar ist auch, dass Menschen mit depressiven Neigungen häufiger soziale Medien nutzen, in denen die Fehlinformationen häufig verbreitet werden. In der Umfrage konnte ein solcher Einfluss jedoch nicht bestätigt werden.