Covid-19 verursacht im Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten eine Übersterblichkeit. Die Impfung schützt davor. Eindeutige Belege dafür haben Wissenschafter aus Jena in Deutschland für 2021 gesammelt. Bei 80,9 Prozent Durchimpfungsrate lag in Bremen die Sterberate "nur" um 1,44 Prozent höher als in vorangegangenen Jahren. In Sachsen, dem deutschen Bundesland mit der niedrigsten Impfquote (58,7 Prozent), stieg die Sterblichkeit um 14,67 Prozent, teilte die Hochschule mit.

Die Wissenschafter Thomas Wöhner, Marek Opuszko und Wolfgang Stötzer (Betriebswirtschaft, Volkswirtschaftslehre; Ernst-Abbe-Hochschule/EAH) haben den Zusammenhang zwischen der Impfquote und der Übersterblichkeit in den einzelnen deutschen Bundesländern anhand einer Korrelationsanalyse untersucht. Sie beruht auf einer Auswertung des deutschen statistischen Bundesamtes zu den Sterbefällen von 2016 bis 2021.

Welche Daten verwendet wurden

"Für das Jahr 2021 liegen demnach aktuell die Sterbefälle bis zur Kalenderwoche 48 vor. Dementsprechend wurde die Anzahl an Sterbefällen der Jahre 2016 bis 2019 und die im Jahr 2021 jeweils in den Kalenderwochen 1 bis 48 verglichen. Aufgrund strenger Kontaktbeschränkungen und ähnlicher Maßnahmen wird das Jahr 2020 als nicht repräsentativ erachtet und aus der Untersuchung ausgeklammert", schrieb die Hochschule vor einigen Tagen. Die Sterbeziffern wurden mit den Impfquoten in den einzelnen Bundesländern laut den Angaben des Robert-Koch-Instituts (8. Dezember 2021/KW 49) korreliert.

Die Mortalität bei einer Erkrankung ist der in der Wissenschaft anerkannt "härteste" Parameter für deren Gefährlichkeit. Infektions-und Erkrankungsraten sind schwieriger zu beurteilen.

Ergebnisse in den Bundesländern sehr unterschiedlich

Die deutsche Hochschule zu den Ergebnissen: "Relevant ist, dass die Übersterblichkeit innerhalb der Bundesrepublik (Deutschland; Anm.) zwischen den Bundesländern stark schwankt. Es ergibt sich eine hochsignifikante negative Korrelation (...), das heißt, dass mit einer hohen Impfquote eine vergleichsweise niedrige Übersterblichkeit einhergeht. Das Bundesland Bremen hat mit der höchsten Impfquote von 80,9 Prozent eine Übersterblichkeit von 1,44 Prozent, während in Sachsen mit der niedrigsten Impfquote von 58,7 Prozent die Übersterblichkeit bei 14,67 Prozent liegt. Die Untersuchung legt nahe, dass die Übersterblichkeit zumindest teilweise durch Covid-19 Fälle zu erklären ist und dass durch Impfungen Infektionen verhindert oder ein milderer Verlauf bewirkt wurde."

Die Analyse bezog sich auf Daten vor dem dominanten Auftreten der Omikron-Variante. Der offenbare Zusammenhang zwischen Impfrate gegen Covid-19 und der Übersterblichkeit lässt sich jedenfalls quer durch alle deutschen Bundesländer beobachten: Das Saarland wies beispielsweise eine Übersterblichkeit im Analysezeitraum von 4,37 Prozent bei einer Impfquote von 75,6 Prozent (zweithöchster Rang unter den deutschen Bundesländern) auf. Die größte Übersterblichkeit gab es mit plus 16,46 Prozent in Thüringen (Durchimpfungsrate: 63,4 Prozent). Bayern mit einer Durchimpfungsrate von 67,7 Prozent hatte eine um 9,22 Prozent höhere Sterblichkeit unter dem Einfluss der Pandemie zu verzeichnen. Das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland, Nordrhein-Westfalen, schnitt mit zu 72,5 Prozent per zwei Teilimpfungen Geschützten und einer Übersterblichkeit von 5,11 Prozent deutlich besser ab. Insgesamt waren offenbar bis November/Dezember 2021 die Durchimpfungsraten im Osten Deutschlands geringer, die Übersterblichkeit daher höher.

Im Jahr 2021 sind laut den offiziellen Zahlen in Deutschland mit 1.016.899 Fällen erstmals seit 1946 mehr als eine Million Menschen in einem Jahr gestorben. "Während damals schwierige Lebensverhältnisse die hohen Sterbefallzahlen erklärten, liegen die Zahlen heutzutage hauptsächlich aufgrund der größeren Bevölkerung und des höheren Anteils älterer Men¬schen in dieser Größenordnung", schrieb dazu das deutsche Ärzteblatt (14. Jänner/Online). Die Covid-19-Pandemie verschärfte offenbar die Situation.