FPÖ-Obmann Herbert Kickl hat dieses Argument im Sommergespräch vorgetragen: Die Impfstoffhersteller hätten versprochen, die neuen Vakzine würden vor Übertragung schützen. Doch das ist faktisch falsch. Die Impfungen, egal ob auf mRNA- oder Vektor-Basis, wurden mit dem Ziel entwickelt, Todesfälle und schwere Erkrankungen zu verhindern. Das tun sie zu einem hohen Prozentsatz auch, das ist belegt. Denn es sind die Hospitalisierungen, die massiven Druck auf die Gesundheitssysteme ausüben würden, und diese gilt es zu vermeiden. 

Der auf wissenschaftliche und medizinische Fakten spezialisierte Instgram-Account @berlinermedizin hat in einem Posting kurz erklärt, wieso eine Impfung sehr sinnvoll ist, obwohl man sich infizieren kann. 

Impfdurchbrüche, also Infektionen bei vollständig immunisierten Personen, waren erwartbar, sie sind auch in den Zulassungsstudien vorgekommen. Wären sie nicht aufgetreten, müsste man die Wirksamkeit der Vakzine mit 100 Prozent angeben. Weil sich aber in jenen Gruppen, die den Impfstoff und nicht das Placebo erhalten haben, eine gewisse Prozentzahl mit dem Virus infiziert hat, liegt die Wirksamkeit nicht bei 100 Prozent, sondern eben bei 95 Prozent, wie es bei Biontech/Pfizer der Fall ist.

Geimpft ist nicht gleich getestet

Sollten sich Geimpfte infizieren, sind sie nicht mit Ungeimpften gleichzusetzen. Denn Geimpfte infizieren sich seltener, sie erkranken seltener und sie scheiden über einen kürzeren Zeitraum Viren aus, mit denen sich andere anstecken können. Ein Beispiel: Bei ungeimpften 18- bis 59-Jährigen wird fünfmal so oft Covid-19 nachgewiesen wie bei Geimpften, belegen Daten der Ages.

Auch Herwig Kollaritsch, Infektiologe und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, hat dies zuletzt in der Diskussion um eine 1G-Regel bestätigt. "Es gibt kein Argument, dass getestet besser ist als geimpft", so der Experte. Die Delta-Variante sei gleich infektiös wie die Windpocken, das sei eine Verdreifachung im Vergleich zur Wildvariante.

Neue Studie bestätigt, dass Geimpfte weniger ansteckend sind 

Dass Geimpfte weniger oft und auch kürzer ansteckend sind als ungeimpfte, wurde nun auch in einer weiteren Studie bestätigt. Die Laboruntersuchungen der Pre-Print-Studie ergaben, dass die Virenpartikel der Geimpften weniger oft infektiös waren. Bei den Ungeimpften trugen rund 85 Prozent ansteckendes Virus in sich, bei denjenigen mit einer vollständigen Immunisierung waren es rund 68 Prozent. Zudem unterschied sich auch der Zeitraum, in welchem Personen eine hohe Viruslast aufwiesen. Bei Ungeimpften waren es bis zu sieben Tage, bei Geimpften drei. 

"Die Studie ist eine der ersten Studien, die das belegt, was wir Virologen ja ohnehin schon immer vermutet haben: Geimpfte haben den Vorteil, dass sie verglichen mit Ungeimpften kürzer und auch weniger infektiös sind. Damit spielen sie in der Pandemie nicht mehr so eine große Rolle wie Ungeimpfte, die zu Superspreadern werden können", sagte Virologin Monika Redlberger-Fritz (Med-Uni Wien) gegenüber science.orf.at.