Dass die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sehr effektiv gegen Covid-19 schützen, ist schon länger bekannt und auch durch diverse Studiendaten belegt. Wie lange dieser Schutz hingegen anhält, also wie lange der Körper eine ausreichende Immunantwort produziert, ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und Studien - und zwar weltweit. 

Eine am Montag im Magazin "Nature" veröffentlichte Studie gibt nun Anlass zu der Vermutung, dass der Schutz durch das mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer ein langfristiger ist. Laut den Studienerkenntnissen lösen die Präparate eine starke und auch langanhaltende Immunreaktion aus.

Der Steirer Florian Krammer lebt und forscht in New York
Der Steirer Florian Krammer lebt und forscht in New York © Sebastian Krammer

Wie sich die Immunantwort entwickelt 

An dieser Studie war auch Florian Krammer beteiligt, Virologe und Impfstoffforscher an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erläuterte er vor wenigen Tagen, wieso eine Booster- oder Auffrischungsimpfung nicht unbedingt notwendig sein muss. "Normalerweise entwickelt man zu Beginn, kurz nach der Impfung, eine sehr hohe Immunantwort, diese geht dann aber wieder etwas zurück", so Krammer. Das sei nicht nur bei Impfungen so, sondern auch bei natürlichen Infektionen. "Die Immunantwort stabilisiert sich aber über die Zeit und es kann durchaus sein, dass eine Auffrischung über Jahre nicht notwendig ist."

Solange sich Sars-CoV-2 nicht stark weiter entwickelt und sich Varianten mit einer sehr starken Immunescape bilden (die also den Impfschutz umgehen können), sei es also möglich, dass eine Booster-Impfung über einen längeren Zeitraum nicht notwendig sei. Wie lange der Schutz aber verlässlich anhalte, sei schwer vorherzusagen. Angezeigt sei eine Auffrischung für immunsuprimierte Menschen bzw. möglicherweise auch für ältere Menschen, da ihr Immunsystem nicht mehr so aktiv arbeitet. 

B-Zellen und T-Zellen

Die Forschergruppe rund um Studienleiter Ali Ellebedy und eben auch Krammer konnte zeigen, dass die Immunantwort der B-Zellen in den  Studienteilnehmern auch zwölf Wochen nach der Impfung noch hoch war.

Untersucht wurde dies folgendermassen: In den Wochen nach den Impfungen entnahmen die Forscher Menschen mehrmals Proben aus Lymphknoten der benachbarten Achselhöhle. Diese untersuchten sie auf sogenannte Keimzentren: Sie bilden die B-Gedächtniszellen der Körperabwehr und bauen im Fall einer Infektion rasch eine gezielte Abwehrreaktion auf. "Keimzentren sind der Schlüssel zu einer dauerhaften schützenden Immunreaktion. Dort wird unser Immungedächtnis gebildet", erläutert Ellebedy. Von zehn Teilnehmern analysierten die Forscher Proben, die noch zwölf Wochen nach der zweiten Impfdosis entnommen wurden. Bei acht von ihnen fanden sie Keimzentren mit auf den Erreger abzielenden B-Zellen.

Zusätzliche Analyse

Zusätzlich analysierten die Forscher mehrfach Blutproben von 41 Geimpften, von denen acht zuvor bereits eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. Die Antikörper-Konzentration erreichten ihren Höhepunkt generell eine Woche nach der zweiten Impfung und die Antikörper waren gegen sämtliche drei untersuchten Corona-Varianten wirksam: einen ursprünglichen Typ, die in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante und die in Südafrika nachgewiesene Beta-Variante. Die Delta-Variante spielte in der Studie keine Rolle. Jene Geimpfte, die vorher mit dem Erreger infiziert gewesen waren, hatten noch höhere Werte als die übrigen Teilnehmer. "Wenn man schon einmal infiziert war und dann geimpft wird, bekommen die Antikörper-Werte einen Schub", erläutert Ko-Autorin Jane O'Halloran. "Die Impfung hat eindeutig einen zusätzlichen Nutzen, daher empfehlen wir sie auch Menschen, die Covid-19 hatten."

"Es gibt Daten zur Effizienz des Impfstoffes von Biontech/Pfizer bis zu sechs Monate nach einer Impfung, da sieht man eine sehr hohe Effizienz, die Antikörper stabilisieren sich. Man kann auch annehmen, dass die T-Zellen-Antwort weiter vorhanden ist", erklärt Krammer.

Das gesamte Gespräch mit Florian Krammer im Rahmen unseres Podcasts "Corona Update" können Sie hier anhören: