Die Kombination zweier unterschiedlicher Covid-Impfstoffe nannte Virologe Florian Krammer schon vor Monaten auf Twitter "draufimpfen".

Was so leger klingt, könnte ein sehr wirksamer Weg sein, vor allem Variationen bzw. Mutationen von Coronaviren in Schach zu halten. Doch auch wenn Deutschland etwa nach einer ersten AstraZeneca-Dosis eine zweite Dosis mit einem mRNA-Impfstoff empfiehlt - Studien gibt es dazu noch kaum. 

Das soll sich nun ändern, denn der Steirer, der in New York lebt und an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai forscht, und die Virologin Dorothee von Laerkombinieren ihre Expertise um mehr Daten in Sachen "draufimpfen" zu generieren. Von Laer wird die Studie an der Medizinischen Universität leiten. Im Interview mit der Kleinen Zeitung sagte von Laer zu den Beweggründen - nämlich den Schutz vor bzw. den Kampf gegen Fluchtmutationen: "Auch wenn wir AstraZeneca als Impfstoff nicht missen möchten, wissen wir, dass er gegen Immun-Escape-Varianten nicht so gut schützt. Wenn wir nun aber in den Herbst gehen, wäre es gut, wenn große Teile der Bevölkerung einen ähnlich hohen Schutz auch gegen diese Varianten hätten."

Mischimpfungen, Booster-Impfungen oder "draufimpfen"

Einen solchen Schutz könnten eben diese Booster-Impfungen bieten. Von Laer ist es auch wichtig, Erkenntnisse für mögliche Szenarien und Strategien für den Herbst zu gewinnen: "Es geht auch darum, einen Diskussionsprozess mit der Politik im Sinne einer längerfristigen Planung anzustoßen. In einer Krise fährt man auf Sicht, das ist verständlich. Wir werden aber im Sommer mehr Ruhe haben, wir sollten die Zeit nutzen, um Strategien für den Herbst zu entwickeln."

Mischimpfungen, oder heterologe Impfungen, werden aktuell in Österreich nicht durchgeführt, das Nationale Impfgremium empfiehlt, sich an die Vorgaben der Hersteller zu halten. "Aber die Tatsache, dass sich Deutschland dafür ausgesprochen habe, spricht ja eigentlich dafür, dass man nicht davon ausgehen kann, dass irgendwelche überraschenden Nebenwirkungen auftreten“, sagte die Virologin gegenüber orf.at. Zur Erklärung: In Deutschland wird Frauen bis zum 60. Lebensjahr, die bei der ersten Impfung AstraZeneca bekommen haben, bereits die Zweitimpfung mit BioNTech/Pfizer angeboten.

Stärkere Auffrischungen?

Die Möglichkeit, Impfstoffe zu kombinieren, wird aber wichtiger, vor allem in Bezug auf Auffrischungen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass es wohl in Zukunft mehrmals, ähnlich wie bei der Grippe, eine Covid-Impfung brauchen wird. 

Erfahrung mit dem Kombinieren von Impfstoffen gibt es bereits von anderen Krankheiten bzw. Studien. Krammer nennt etwa Influenza, HIV oder Ebola als Beispiel. Die Vermutung ist, dass die Immunantwort eine stärkere ist, wenn zwei unterschiedliche Impfstoffplattformen kombiniert werden. Gerade bei Vektorimpfstoffen, wie etwa AstraZeneca einer ist, könnte ein Boost mit einem mRNA-Impfstoff eine Verbesserung der Wirksamkeit bedeuten.

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