Die Öffnungen ab 19. Mai und auch weitreichendere Freiheiten im Sommer werden vorsichtig erfolgen. Teil des Öffnungskonzepts ist der Zutritt per Test. Das bedeutet, dass zu gewissen Bereichen nur Personen Zutritt haben, die ein negatives Testergebnis vorweisen können. Oder geimpft sind. Oder auch genesen sind, also eine Infektion mit Covid-19 durchgemacht haben.

Bin ich als geimpfte Person immun? Kann ich das Virus noch weitergeben? Reicht nicht vielleicht doch eine Impfung? All das sind Fragen, die für den Grünen Pass relevant sind. Denn auch davon wird abhängen, wie lang dieser gültig ist. Aus diesem Grund haben wir die wichtigsten Fragen aus wissenschaftlicher Sicht gesammelt und beantworten sie auch an dieser Stelle.

Bin ich als geimpfte Person immun?
ANTWORT: Hat man beide Impfungen erhalten, ist man de facto immun. Denn es besteht ein Schutz in allen Dimensionen, wie es Markus Zeitlinger, Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der MedUni Wien nennt. Mit Dimensionen ist gemeint: Kann ich mich infizieren, erkranke ich symptomatisch oder erkranke ich schwer.

Tendenziell kann man sagen, je dramatischer das Szenario, desto höher ist der Schutz durch die Impfung. Das bedeutet: Die Impfung schützt mich zu einem höheren Prozentsatz davor, an Covid-19 zu sterben, als symptomatisch zu erkranken.

Die Impfung, und das betrifft alle in der EU zugelassenen Vakzine, schützt mich auch vor Infektion. Aber nicht zu hundert Prozent. Dass sich Menschen trotz Impfung anstecken ist klar und erwartbar, das Risiko sich nicht zu infizieren liegt je nach Studie bei 67 bis 94 Prozent.

Kann ich als Geimpfter das Virus weitergeben?
ANTWORT: Wir haben also geklärt, dass eine Impfung keinen 100-prozentigen Schutz vor Infektionen bietet. Es wird eine kleine Menge von Menschen geben, die sich infiziert. Wenn das der Fall ist, tragen sie aber weniger Viruslast in sich, und geben auch weniger Virus ab. Das bedeutet, sie stecken auch weniger Menschen an. Das bestätigt auch Zeitlinger: "Da haben wir mittlerweile verlässliche Daten, dass in Haushalten von geimpften Personen, die sich infiziert haben, nur halb so viele Ansteckungen sind, wie in Haushalten von ungeimpften Personen.  

Wie wichtig ist es, beide Dosen der Covid-Schutzimpfung zu erhalten?
ANTWORT: Sehr wichtig. Von einer Vollimmunisierung kann nur gesprochen werden, wenn beide Dosen verabreicht wurden. Der volle Impfschutz sollte sich etwa 22 Tage nach der zweiten Dosis entfaltet haben – so lautet auch die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums NIG. Zweimal geimpfte Personen scheiden weniger Virus aus, wenn sie sich reinfizieren, sie haben auch weniger Symptome.

Eine Studie aus Großbritannien etwa weist einen Impfschutz von 65 Prozent nach der ersten und 75 Prozent nach der zweiten Dosis aus. „Aber es ist nicht nur der prozentuelle Unterschied, der auf den ersten Blick recht gering erscheint, es geht vor allem um den qualitativen Unterschied dahinter“, sagt Zeitlinger. Denn durch die Zweimal-Gabe erklärt man dem Körper, diese Krankheit, dieser Erreger ist eine Dauerbedrohung, eine stärkere Antwort des Immunsystems ist also notwendig. Werden also zwei Dosen verimpft, ist auch die Immunantwort eine höhere. „Die neutralisierenden Antikörper sind nach der zweiten Teilimpfung nicht doppelt so hoch, sondern mindestens zehnmal so hoch. Da ist ein Riesensprung.“

Wie lange hält der Immunschutz nach zwei Impfungen eigentlich?
ANTWORT: Das ist eine Frage, die aktuell noch nicht eindeutig zu beantworten ist. Aktuell geht auch das NIG von sechs Monaten aus. Aber es ist klar, je größer der Immunschutz zu Beginn, desto länger wird er auch anhalten. Auch im Sinne des Langzeitschutzes ist es wichtig, sich beide Dosen verabreichen zu lassen.

Klar ist mittlerweile, dass es Booster-Impfungen (=Auffrischimpfungen) brauchen wird. Unklar ist, nach welchem Zeitraum und mit welchem Vakzin diese dann ausgeführt werden sollen.

Der deutsche Virologe Christian Drosten hat im Podcast „Corona Virus Update“ auch erläutert, dass anzunehmen ist, dass sich der Immunschutz nach zwei bis drei Booster-Impfungen verlängern dürfte. Den Podcast können Sie hier nachhören.

Sollte der „Grüne Pass“ schon nach der ersten Teilimpfung vergeben werden?
ANTWORT: Die Antwort auf diese Frage wird aktuell heftigst diskutiert. Wiens Gesundheitslandesrat Peter Hacker etwa spricht sich dagegen aus, Markus Zeitlinger kann der Idee etwas abgewinnen, den „Grünen Pass“ auch an jene Menschen abzugeben, die erst einmal geimpft sind. Allerdings mit einem Zusatz: "Ich glaube, man kann schon überlegen, diesen Pass früh herzugeben, also nach der ersten Impfung. Wenn die Personen die zweite Teilimpfung nicht nehmen, dann sollte der Pass wieder eingezogen werden."

Denn wenn man den Pass als eine Art Gütesiegel ansieht, und davon ausgeht, dass von einer geimpften Person eine geringere Gefahr ausgeht, dann ist diese "Qualität" auf Dauer einfach nicht gegeben, sollte die zweite Impfung ausbleiben.

Müssen Genesene geimpft werden?
ANTWORT: Hat man eine Covid-19-Infektion durchgemacht, hat der Körper schon Antikörper gebildet. Aber, und das ist ähnlich wie nach der Impfung, auch hier besteht die Möglichkeit sich zu reinfizieren. Der Verlauf wird ein leichterer sein, auch die Virusausscheidung wird niedriger sein. Zeitlinger sieht für Menschen, die genesen sind, eine Impfdosis als sinnvoll an. „Die stärkste Immunität, die wir sehen, ist die durchgemachte Infektion und eine Booster-Impfung. Diese Personen haben die höchste Anzahl an Antikörper-Tittern“, so Zeitlinger.