Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Für die westliche Gesellschaft bedeutet das seit einigen Jahren häufig: Wer „Arbeit“ sagt, muss auch „Burnout“ sagen. Denn immer mehr Menschen fühlen sich von ihrem Berufsalltag so ausgebrannt, dass sie psychische und körperliche Symptome entwickeln. Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch darin, dass die WHO ab dem Jahr 2022 das Burnout als eigenständige Erkrankung führen wird. Bisher konnte das Syndrom nur als Zusatzdiagnose gestellt werden – etwa als erklärende Ergänzung zu einer depressiven Episode.

Plötzlich geht nichts mehr 

Wegen seiner Präsenz im allgemeinen Sprachgebrauch schon fix verankert, hört man immer wieder Sätze wie: „Davon bekomme ich noch ein Burnout“, oder „So wie die Kollegin heute ausschaut, bin ich mir sicher, die ist schon im Burnout.“ Aber was genau versteht man nun unter dem Begriff? Wolfgang Mohl ist Psychotherapeut bei ProMente Kärnten und kennt die Symptomatik nur zu gut: „Im Endstadium ist Burnout ein Zustand totaler körperlicher, sozialer und geistiger Erschöpfung. Dinge, die die Menschen früher leicht geschafft haben, sind nun unbewältigbare Herausforderungen.“

Neben dem Leistungseinbruch kommt es auch zu kognitiven Symptomen wie Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit sowie zu körperlichen Auswirkungen wie Schlafstörungen und Schmerzen. Während die Symptomatik jener einer Depression zum Verwechseln ähnlich sieht, unterscheidet der Auslöser die beiden: „Eine Depression hat meist mit Trauer oder Traumata zu tun. Bei Burnout steht lang andauernde Überlastung im Vordergrund“, sagt der Psychotherapeut.

Alle Branchen sind betroffen 

Zwar sei sehr häufig die Überlastung am Arbeitsplatz die Wurzel des Übels, aber auch Überforderung im sozialen Bereich kann eine Rolle spielen – etwa wenn man in seiner Freizeit Angehörige pflegt. „Besonders gefährdet sind Menschen, die sich nicht nur in der Arbeit, sondern auch sozial stark engagieren“, so Mohl. Entstanden sei der Begriff daher auch im Bereich der sozialen Berufe. „Mittlerweile hat sich Burnout aber auf die gesamte Arbeitswelt ausgedehnt und ist eindeutig ein gesellschaftliches Problem.“


Betroffen sind vor allem jene Menschen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen, engagiert, perfektionistisch sowie stark leistungsorientiert sind. „Sie haben oft die innere Überzeugung, stets alles perfekt machen und die eigenen Bedürfnisse immer hinter denen von anderen anstellen zu müssen“, so der Experte.

Warnzeichen erkennen 

Hilflos ausgeliefert ist man dem Phänomen aber auch als Perfektionist nicht. Um Burnout vorzubeugen, ist es wichtig, erste Warnzeichen zu erkennen: „Dazu zählen zum Beispiel starke Müdigkeit am Feierabend, Gereiztsein und Schwierigkeiten, die Arbeit aus dem Kopf zu bekommen“, sagt Mohl. Man merke auch, dass die Energie nachlässt und man die Freude an jenen Dingen verliert, die eigentlich Spaß machen. „Außerdem fällt es nicht mehr leicht, sich zu erholen. Zum Beispiel hat man montags das Gefühl, dass das Wochenende nicht ausgereicht hat.“

Aber was kann man tun, wenn man diese Anzeichen bemerkt? Laut dem Experten sei es wichtig, an seinen inneren Überzeugungen zu arbeiten und sich bewusst zu machen, dass man nicht immer alles perfekt machen muss und den eigenen Bedürfnissen mehr Wertigkeit schenken darf. „Außerdem sollte man – gerade jetzt in Zeiten des Homeoffice – Arbeit und Freizeit durch Rituale klar trennen“, sagt Mohl. Das könne etwa durch das Wechseln von Arbeitskleidung in Freizeitkleidung oder eine Dusche zu Feierabendbeginn passieren.

Rückkehr planen 

Schafft man das nicht rechtzeitig und muss sich tatsächlich aufgrund von Burnout eine Auszeit von der Arbeit nehmen, sei es wichtig, die Rückkehr in den Beruf gut zu planen: „Da gibt es tolle Wiedereinstiegsprogramme, bei denen man nur Teilzeit anfängt und trotzdem genug Gehalt bekommt. Dadurch verhindert man, zurück