1 Was versteht man unter Pims?

Dieses Syndrom betrifft Kinder und Jugendliche. Bei Pims (Paediatric inflammatory multisystem syndrome) kommt es einige Wochen nach einer Covid-19-Infektion zu einer überschießenden Immunreaktion im Körper des jungen Menschen. Ganz geklärt sind die Hintergründe noch nicht. Was bisher klar ist, ist, dass der Körper auf die ursprüngliche Infektion reagiert. Zum Beispiel werden Antikörper gebildet. Kinderinfektiologe Volker Strenger erklärt: „Immunität ist eine komplexe Sache. Die Erreger werden bekämpft. Es gibt verschiedene Faktoren, die das abschwächen und verstärken. Wenn im Verlauf dieses Prozesses das Gleichgewicht verloren geht, kann es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems kommen.“ Unbehandelt kann das Schaden im ganzen Körper anrichten. „Dieses Phänomen ist allerdings wesentlich seltener, als es schwere Covid-19-Verläufe bei Erwachsenen sind“, so der Experte.

2 Warum tritt Pims erst nach der eigentlichen Infektion auf?

Kommt ein Erreger in den Körper, reagiert das Immunsystem. Dieses Phänomen tritt dann erst im Verlauf dieser Immunantwort auf.

3 Welche Symptome gibt es?

Das Kardinalsymptom ist hohes Fieber. Außerdem sind im Blut erhöhte Entzündungsmarker zu sehen. Auch Bauchschmerzen, allgemeines Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen kommen häufig vor. „Von Pims spricht man allerdings erst, wenn mindestens zwei Organe betroffen sind“, so Strenger. Durch frühe Diagnose und Behandlung kann das häufig vermieden werden.

4 Was ist zu tun, wenn man den Verdacht hat, dass das eigene Kind betroffen ist?

„Wenn das eigene Kind vor einigen Wochen eine Covid-19-Infektion oder Kontakt zu einer erkrankten Person hatte und dann plötzlich hohes Fieber bekommt, ist das ein Warnsymptom“, so der Kinderinfektiologe. Wichtig sei, dann nicht in Panik zu geraten und schnell den Arzt aufzusuchen.

5 Ist Pims gut behandelbar?

Erkennt man die überschießende Immunreaktion rechtzeitig, kann man diese meist gut behandeln. „Man greift zum einen in die Immunbalance ein und versucht diese mithilfe von Antikörperinfusionen wiederherzustellen“, so Strenger. Außerdem erhalten die Betroffenen eine Immunsuppression mit Cortison, welche die Immunreaktion im Körper bremst. „Werden junge Menschen so behandelt, entwickeln sie häufig kein Vollbild des Pims.“

6 Wie häufig ist das Syndrom?

Pims bleibt ein seltenes Phänomen. Aktuelle Zahlen sprechen dafür, dass rund eines von 1000 infizierten Kindern eine überschießende Immunreaktion entwickelt. Bei ungefähr einem Drittel dieser jungen Menschen kommt es tatsächlich zu einem voll ausgebildeten Pims.

7 Welche Altersgruppe ist besonders betroffen?

Untersuchungen zeigen, dass dieses Syndrom in allen kindlichen Altersgruppen vorkommt (Anm. bis rund 19 Jahre). „Am häufigsten konnten wir Pims bei Kindern zwischen 10 und 14 Jahren beobachten“, sagt Strenger. Fälle von Erwachsenen sind nicht bekannt.

8 Gibt es Risikogruppen?

Pims tritt häufiger bei jenen Kindern und Jugendlichen auf, die zuvor nur sehr mild oder sogar unbemerkt an Covid-19 erkrankt waren. Ein Risikofaktor scheint außerdem Übergewicht zu sein.

9 Sind Langzeitfolgen zu befürchten?

In seltenen Fällen könnte es zu einer Erweiterung der Herzkranzgefäße kommen. Das würde sich längerfristig auswirken“, so der Infektiologe. Wird die überschießende Immunreaktion allerdings rechtzeitig behandelt und entwickelt sich gar nie ein Vollbild des Pims, sind aus jetziger Sicht keine Langzeitfolgen zu befürchten.

10 Kann man etwas tun, um das Auftreten der Krankheit von vornherein zu verhindern?

Vorsorgliche Strategien gegen das Auftreten von Pims gibt es bisher keine. Der Experte rät, sich nicht unnötig Sorgen zu machen, aber im Hinterkopf zu behalten, dass es dieses Syndrom gibt, und auf eventuelle Warnsymptome wie Fieber zu achten. Und: „Erwachsene im Umfeld der Kinder schützen durch die Impfung natürlich auch die junge Generation, da sie das Risiko vermindern, diese anstecken zu können“, so Strenger.

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