Knapp acht Stunden sitzen viele aktuell im Homeoffice vor dem PC oder dem Laptop: E-Mails schreiben, an Videokonferenzen teilnehmen oder Tabellen mit Zahlen und Daten füllen. Dann, nach getaner Arbeit, geht es für viele auf die Couch, etwa mit Tablett oder Smartphone. Ebenda wird dann zur Entspannung im Netz gesurft, oder werden Serien gestreamt, ganz nach dem Motto „Netflix & Chill“.

Am Ende des Tages sind die Augen rot und trocken, denn die stark gestiegene Bildschirmzeit durch Pandemie, Homeoffice und Masken hat vor allem auch Einfluss auf die Gesundheit der Augen. Den ganzen Tag auf einen Bildschirm zu blicken, nimmt unsere Augen mit. „Wenn wir konzentriert auf einen Bildschirm schauen, blinzeln wir weniger, somit werden unsere Augen nicht ausreichend befeuchtet“, sagt Jutta Horwath-Winter, Augenfachärztin und Dozentin an der Universitäts-Augenklinik Graz.

Im Normalfall erfolgt ein Lidschlag alle drei bis vier Sekunden, bei der Bildschirmarbeit, oder auch beim Computerspielen vergrößert sich der Abstand der „Blinzler“ um ein Vielfaches. Somit verdunstet die Tränenflüssigkeit schneller. Dass stundenlange Bildschirmarbeit sich auf die Augen auswirkt, ist bekannt und wird unter anderem mit dem sogenannten „Office Eye“-Syndrom beschrieben.

Brille mit Blaulichtfilter als Rettung?

Als ein Mittel, diese Beschwerden zu lindern, werden immer häufiger Brillen mit Blaulichtfilter ins Spiel gebracht. Das sind Brillen, welche die Augen vor schädlichen Blauanteilen des Lichtspektrums im sogenannten „High Energy Visible“-Bereich schützen sollen. Vor allem LED-Bildschirme und Smartphones haben einen sehr hohen Blauanteil in dem Licht, dass sie ausstrahlen.

Doch helfen diese besonderen Brillen wirklich? Langzeitstudien fehlen in diesem Bereich noch. „Und die Studien, die es zu diesem Thema gibt, sind nicht eindeutig“, sagt Horwath-Winter. Die Tendenz sei aber positiv. „Ich höre auch von meinen Patienten, die Brillen mit Blaulichtfilter nutzen, dass die Beschwerden weniger wurden.“

Eine aktuelle Studie der Universität Salzburg hat den Nutzen von Blaulichtfiltern, die man auf Smartphones oder Tablets aktivieren kann, analysiert. Denn es ist bekannt, dass das Blaulicht die Produktion des Schlafhormons Melatonin beeinflusst. Dadurch verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus, was in Folge kognitive Leistungen wie die Aufmerksamkeit beeinflusst. „Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen bisherige Untersuchungen zu den negativen Einflüssen der abendlichen Smartphone-Nutzung auf den Schlaf“, erklärt Kerstin Hödlmoser. Durch den Einsatz von Blaulichtfiltern wurden diese Effekte teilweise abgeschwächt.

Blaulichtfilter: Vermutlicher positiver Effekt

Dies lässt vermuten, dass auch Blaulichtfilter bei Brillengläsern einen positiven Effekt haben. „Sie können aber nur ein Baustein des adäquaten Bildschirmarbeitsplatzes sein“, betont Horwath-Winter. Zu beachten ist die richtige Ergonomie. So sollte die Sehachse in Richtung Bildschirm leicht nach unten und nie nach oben gerichtet sein. „Blickt man nach oben, sind die Augen weiter geöffnet, dies fördert das Austrocknen.“ Weiters sollte man auch genügend Pausen einlegen, den Blick regelmäßig in die Ferne schweifen lassen.

„Gerade bei der Bildschirmarbeit kommen geringe Fehlsichtigkeiten früher zum Vorschein, um diese zu korrigieren, ist eine Bildschirmarbeitsbrille hilfreich“, sagt Kurt Otter, steirische Landesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker. Diese Brillen werden individuell angepasst und man kann sie mit oder ohne Blaulichtfilter wählen. Zudem ist eine Bildschirmarbeitsbrille auf eine Sehdistanz von etwa 60 bis 90 Zentimeter zwischen Augen und Bildschirm abgestimmt und ist entspiegelt. Aber: Man muss keine Sehschwäche haben, um eine Bildschirmbrille zu nutzen.

Auch Otter plädiert dafür, Arbeitsumgebung sowie -platz insgesamt zu optimieren: „Eine Brille mit Blaulichtfilter alleine kann die Beschwerden nicht lindern.“

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