Was haben Sie am Heiligen Abend 1997 gemacht? Während sich die meisten Menschen vermutlich nicht exakt daran erinnern, was genau in diesem Jahr zu Weihnachten passiert ist, vergisst Horst Joachimbauer den 24. Dezember 1997 wohl nie: An diesem Tag begann der damalige Lokführer seine Chemotherapiezum zweiten Mal.

„So ein besinnliches und ruhiges Weihnachtsfest hatte ich davor noch nie. Es war das einzige Mal, dass ich gespürt habe, worum es an diesem Feiertag geht“, erzählt der heute 53-Jährige. Zwar hätte er die Möglichkeit gehabt, Weihnachten zu Hause zu verbringen und erst nach den Feiertagen mit seiner Therapie zu starten, „aber ich hätte mit diesen Aussichten ohnehin kein schönes Weihnachten haben können“. Nach der Messe in der Krankenhauskapelle und dem Weihnachtswunsch, wieder gesund zu werden, begann die Therapie.

Zu dieser Zeit hat Horst Joachimbauer schon eine beschwerliche Zeit hinter sich: Rund eineinhalb Jahre zuvor begann er zu bemerken, dass etwas nicht ganz stimmte: „Ich spürte einen Knoten am Hals und ging in ein kleines Krankenhaus. Genau untersucht hat man mich aber nicht.“ Immer wieder wurde der Niederösterreicher mit beruhigenden Worten nach Hause geschickt. „Aber der Verdacht in mir wuchs, dass etwas gar nicht in Ordnung ist. Ich fühlte mich schwach und hab jede Nacht geschwitzt.“

Glück im Unglück war für Horst Joachimbauer dann eine Verletzung: Beim Holzzerkleinern hackte er sich in die Hand. Die Wunde wurde ärztlich versorgt – trotzdem wollte sie einfach nicht heilen. Daraufhin und wegen des Auftretens eines zweiten Knotens wurde in einem Krankenhaus schließlich eine gründliche Untersuchung gemacht. Die Diagnose war niederschmetternd: Lymphknotenkrebs Morbus Hodgkin im höchsten Stadium mit Organbefall der Lunge. Mit der Chemotherapie musste sofort begonnen werden.


Die kommenden sieben Jahre waren eine Berg- und Talfahrt: Auf die Therapien folgte Genesung und darauf Rückfälle und erneute Therapien: Bestrahlung, Chemotherapie und Knochenmarkstammzellen-Transplantation standen auf dem Programm. 2003 wurde dann das letzte Mal die Diagnose Krebs gestellt: „In diesem Jahr war es vergleichsweise harmlos. Es war ,nur‘ eine Bestrahlung notwendig. Und da hab ich mir gedacht: ,Das schaffst du jetzt auch noch.‘“

Gesagt, getan: Heute ist Horst Joachimbauer seit mehr als 15 Jahren krebsfrei – und fitter als je zuvor: „Ich liebe es einfach, in der Natur zu sein. Egal ob Berggehen, Laufen oder Radfahren: Wichtig ist mir, dass ich nicht länger als zwei Tage zu Hause sitzen muss“, erzählt der Hobbysportler.


Auf die Zeit seiner Krankheit blickt er vor allem auch dankbar zurück: „Ich bin bis heute glücklich, auf einen sehr guten und auch menschlichen Arzt getroffen zu sein. Er hat sich zu mir ans Bett gesetzt und auf Augenhöhe mit mir gesprochen. Ich habe ihm blind vertraut“, erzählt Joachimbauer.

Die Ärzte hatten es aber nicht nur leicht mit ihm: „Ich war ein widerspenstiger Patient. Trotz meiner Krankheit bin ich während meiner Chemotherapie zum Beispiel nach Kitzbühel zum Skirennen gefahren – obwohl mir die Ärzte abgeraten hatten“, erzählt er. Denn versteckt hat sich Horst Joachimbauer nie: „Für mich war es wichtig, die Krankheit anzunehmen. Und dazu gehört auch, dass man trotzdem hinausgeht und sich nicht verkriecht.“


Leicht war das aber nicht immer: „Ich sah zu manchen Zeiten natürlich schlimm aus. Andere Menschen haben dann sogar in der Therme den Whirlpool verlassen, als ich mich hineingesetzt habe“, erzählt der 53-Jährige. „Am liebsten waren mir zu dieser Zeit Kinder. Die fragen dich: ,Was ist mit dir los? Warum schaust du so aus?‘ Diese Ehrlichkeit schätze ich sehr.“

Um durchzuhalten, war es Joachimbauer auch wichtig, Ziele zu setzen: „Man muss sich bewusst belohnen, wenn man etwas geschafft hat – egal ob mit einer Tafel Schokolade oder einem neuen Motorrad.“ Belohnt hat sich Horst Joachimbauer nach seiner Erkrankung vor allem mit Aktivitäten: In den letzten Jahren hat er nicht nur viele Länder bereist, sondern auch zwei Triathlons absolviert und mehrere 5000er bestiegen.

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