Diabetes, die Zuckerkrankheit, ist per se nicht unbekannt. Sie kommt auch vergleichsweise häufig vor. Etwa 700.000 Menschen sollen in Österreich an Typ-2-Diabetes leiden. Alleine, das ist eine Schätzung, basierend unter anderem auf Daten aus anderen Ländern, sagt Susanne Kaser, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG). "Wir wissen nicht wirklich, wie viele Menschen in Österreich mit Diabetes leben, wie sie versorgt sind und welche Folgeerkrankungen sie haben", sagte Kaser bei einem Pressetermin am Donnerstag. 

Es fehlen einfach die Daten zu dieser Erkrankung in Österreich. Es ist ein Schwachpunkt des Gesundheitssystems, dass auch andere Krankheiten betrifft und auch in der Pandemie immer wieder thematisiert wurde. Um zu validen Daten zu kommen, hat die ÖDG nun eine Studie gestartet - das Ziel dieser ist, eine österreichweite Diabetes-Bestandsaufnahme. Untersucht wird sowohl die Diabetes- und Prädiabetesdunkelziffer als auch der Versorgungsstandard von Menschen mit Typ-2-Diabetes. Leiter der Austro-Profit-Studie ist Harald Sourij, Stellvertretender Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Universität Graz. In jedem Bundesland soll mit zehn niedergelassenen Ärzten zusammengearbeitet werden, um Fakten zu den Erkrankten zu erfassen. Ziel ist es, Datensätze von 2500 Patientinnen und Patienten zu sammeln.

Weil an Diabetes Erkrankte ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren Verlauf zu entwickeln, wenn sie an Covid-19 erkranken, hat die ÖDG im letzten Jahr ein Covid-19-Register gestartet. In dieses sind Daten von etwa 600 Patienten eingeflossen, die mit Diabetes und Covid-19 hospitalisiert wurden. Eine erste Auswertung zeigt, dass die Mortalität bei dieser Gruppe sehr hoch sein dürfte. Zwischen 18 und 20 Prozent jener Patienten, mit Covid und Diabetes, die ins Spital eingeliefert worden waren, seien verstorben, so Sourij. Besondere Risikofaktoren sind demnach u.a. fortgeschrittenes Alter und eingeschränkte Nierenfunktion.

"Diabetes ist eine schwerwiegende Erkrankung"

Hinzu kämen aber in Österreich auch noch rund 350.000 Personen mit Prädiabetes (Vorstufe) und einem extrem hohen Risiko, binnen fünf Jahren wirklich zu erkranken, sagte die Diabetologin von der Universitätsklinik Innsbruck. Somit komme man auf rund eine Million Menschen in Österreich, die mehr oder minder mit der chronischen Zuckerstoffwechselerkrankung konfrontiert seien. "Das ist eine sehr schwerwiegende Erkrankung. Es geht um mehr als einen zu hohen Blutzucker. Wir sind, was die Therapieoptionen betrifft, in einer sehr guten Zeit. Aber wir müssen die Therapien zu den Patienten bringen", erklärte die Expertin. Diabetes betreffe den ganzen Körper.

Je früher man Diabetes diagnostiziere, desto besser sei die Krankheit behandelbar. "Dafür wäre die Aufnahme des HbA1c-Werts in die Vorsorgeuntersuchung ein wichtiges und einfach umzusetzendes Screening-Tool", so Kaser. Risikofaktoren sind auch Übergewicht sowie "unser moderner Lebenswandel", wie es Ärtzekammer-Präsident Thomas Szekeres nannte. Auch "macht Diabetes zu Beginn keine Symptome". 

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