Im Juni kann man aus dem Vollen schöpfen: Die Erdbeeren reifen, die Kirschen leuchten rot von den Bäumen, und auch die Ribisel locken von den Stauden. Es mag einen das Gefühl beschleichen: Ich komme mit dem Essen gar nicht nach. Zumindest kann es beim Obst nie zu viel des Guten geben, steckt es doch voller Vitamine und ist deshalb gesund – oder?

Können Früchte tatsächlich gedankenlos geschlemmt werden oder gibt es auch für Obst ein Zuviel? Das haben wir Elisabeth Pail, Leiterin des Studiengangs Diätologie an der FH Joanneum gefragt.

Große Mengen Fruchtzucker

„Obst ist definitiv gesund, es liefert viele Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe“, sagt Pail. Doch es gibt ein Aber: „Neben all den wertvollen Nährstoffen, sind auch große Mengen an Fruchtzucker enthalten.“

Dieser Zucker ist alles andere als ein „guter“ Zucker: Fruchtzucker fördert Übergewicht, kann die Cholesterin- und Harnsäurewerte erhöhen und damit Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Dass Fruchtzucker (Fruktose) zum Krankmacher wird, liegt aber nicht an den Unmengen Obst, die wir verzehren, sondern an der Tatsache, dass Fruktose vielen Getränken und Fertigprodukten zugesetzt wird: „Gesüßte Lebensmittel und Getränke enthalten oftmals konzentrierte Mengen an Fruchtzucker“, sagt Pail.

Auf gesüßte Produkte verzichten

Obst hingegen birgt diese Nebenwirkungen kaum, da man schon sehr große Mengen (mindestens 1 Kilo) pro Tag essen müsste, um auf vergleichbare Mengen an Fruchtzucker zu kommen. „Und die Österreicher essen ohnehin zu wenig Obst und Gemüse“, zeigt Pail auf - wenn man Zucker reduzieren will, dann sollte man auf gesüßte Produkte verzichten. Oder auf Gemüse setzen: Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 5 Portionen Gemüse und Obst pro Tag – davon sollten drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst sein, da Gemüse kaum bis keinen Fruchtzucker enthält.

Die Maßeinheit für eine Portion ist dabei die eigene Hand: Eine Portion ist ein Apfel, eine Birne oder eine Handvoll Beeren. Pail rät, möglichst bunt durchzumischen – so nimmt man eine breite Palette an Vitaminen, Mineralstoffen, und sekundären Pflanzenstoffen zu sich.

Große Mengen machen dick

Hält man sich an die empfohlenen zwei Portionen Obst pro Tag, müsse man auch keine Sorge haben, dass Obst dick macht – aber: „Wenn man jedoch sehr große Mengen an Obst zusätzlich nur normalen Ernährung isst, kann sich das sehr wohl negativ auf das Gewicht auswirken“, sagt Pail – vor allem dann, wenn die Ernährung generell sehr zuckerhaltig ist, sehr viele Fertigprodukte, Süßigkeiten und Limos konsumiert werden.

In Anbetracht der Erntefülle kann es schwierig sein, Obst in Maßen zu konsumieren – Pail rät dazu, sich eine Portion herzurichten, anstatt ständig zu naschen. Besonders wichtig ist dieses Maß für Menschen, die an Diabetes leiden oder übergewichtig sind – sie sollten die zwei Portionen pro Tag keinesfalls überschreiten.

Smoothies sind kein Obst-Ersatz

Vorsicht ist auch bei Smoothies geboten: „Fertige Smoothies aus dem Supermarkt haben oft einen sehr hohen Zuckergehalt, teilweise vergleichbar mit dem von Limonaden“, sagt Pail. Für die Zubereitung werde das pürierte Fruchtfleisch oft mit Saft gemischt: Je höher der Anteil an Saft, desto geringer ist der Anteil an Ballaststoffen und Pflanzenstoffen. „Im Vergleich zu frischem Obst gehen dadurch viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren“, sagt Pail – und rät: Wenn Smoothie, dann selber machen.