Ich bin der Sohn von Eugenie und Johann Prokopetz. Die Mutter war Kontoristin, der Vater Schriftsetzer und Berufsschullehrer für Deutsch. In Ottakring, wo ich aufwuchs, gab es viele Heurige. Dort sang meine Mutter gelegentlich. Hauptsächlich auf Wunsch ihres Mannes, der als „Chefgast“ tituliert wurde. Die Neigung zum Schmäh habe ich eindeutig von ihm.



Die Eltern also berufstätig, somit war ich bei den Piaristen im Halbinternat. Ob ich glaube, dass ich von dieser Zeit profitiert habe? Man könnte sagen: ja, Disziplin – zum Beispiel: strikte Zweierreihen zu bilden – war dort wichtig, aber ich habe auch katholische Spitzfindigkeiten wie das Beichten gelernt. Das Motto der Piaristen war immer: Frömmigkeit und Wissenschaft, also Frömmigkeit mit fünfzigprozentiger Aufklärung verdünnt.

Brotlose Fächer

Joesi Prokopetz als Kind
Joesi Prokopetz als Kind © KK

Der Schüler Joesi? Na ja, man sagt, ich habe wohl nur auf Intervention meiner Mutter die Aufnahmsprüfung bestanden, weil meine Mathe-Fähigkeiten katastrophal waren. Dafür waren meine Aufsätze hervorragend, in Deutsch hatte ich immer einen Einser. Doch Mathematik, leider. Der Professor meinte oft:

Latein hingegen hat mir getaugt. Kurz und gut, oder nicht gut: Zwei Mal bin ich trotz Nachhilfe durchgefallen. Die Reaktion meines Vaters: „Ein weiteres Mal fällst du mir nimmer durch. Du lernst ein grafisches Gewerbe, wirst Lithograf und Repro-Fotograf!“ Der Lehrbetrieb war für mich schrecklich, in Demutshaltung flehte ich den Vater an, die Externisten-Matura machen zu dürfen. Er erlaubte es. Seine Bedingung: Ich musste nachher studieren. Ich schwor es, wählte Soziologie und Philosophie, zwei brotlose Fächer.

Doch auf einmal kam „Da Hofa“ dazwischen. Mein kluger Vater hat offensichtlich gemerkt, dass ich „was konnte“. Er ließ mich wortbrüchig werden, ich musste nicht studieren. Er starb leider mit 56, an einem Karzinom im Gallengang. Ich war am Boden zerstört, war er doch gerade zu einer Zeit gestorben, wo wir uns vom Verständnis her immer mehr angenähert hatten.

Huber oder Hofer?

Ja, hier noch die ungewöhnliche Geschichte vom „Hofa“. Ich hatte bei Bekannten der Eltern eine Ferialpraxis angetreten, als Boden- und Fliesenleger. In der Semmelweis-Klinik durfte ich eine Wand spachteln. Dabei tauchte ich ins platonische Reich der Ideen ein, von oben schaute ich einmal runter aufs Pflaster, und mir fiel ein: „Schau, da liegt a Leich im Rinnsal, ’s Bluat rinnt in’ Kanal ...“ Und so weiter. Als es um den Namen der Leiche ging, schlug ich das Telefonbuch auf und landete bei „Hofer“. Seither frage ich mich, ob es auch ein solcher Erfolg geworden wäre, wenn mein Finger auf „Huber“ gezeigt hätte ...