Der Fall.Sehr geehrter Herr Dr. Chu, ich würde gerne wissen, wie sinnvoll es ist, nachzugeben oder sich gar unterzuordnen. Wir sind nun seit fünf Jahren verheiratet und ich habe das Gefühl, alles muss im Grunde immer nach der Pfeife meines Mannes tanzen.

Rat vom Beziehungscoach. Viele Kämpfe in Liebesbeziehungen drehen sich tatsächlich um dieses Thema: Wer ist wem überlegen? Wer bestimmt? Wer muss sich unterordnen? Die eigentliche Herausforderung stellt sich jedoch erst, wenn sich erweist, dass beide einander ebenbürtig sind. Was ist, wenn Sie beide sich als gleich stark und gleich klug erweisen, wenn es keinen Sieger und Verlierer gibt? An diesem Punkt beginnt die eigentliche intime Begegnung. Dann stehen beide Partner voreinander von Angesicht zu Angesicht. Kann ich den anderen so annehmen, wie er ist? Mit all seinen Stärken und Schwächen? Mit seinen Eigentümlichkeiten, seiner Andersartigkeit? Kann ich mich umgekehrt ihm voll und ganz mit meinen Stärken und Schwächen geben, meinen Eigentümlichkeiten und meiner Andersartigkeit?

Im Kampf um die grundsätzliche Ebenbürtigkeit zerbricht der narzisstische Spiegel. Es zeigt sich, dass der andere nicht der ist, wie ich ihn in meiner Verliebtheit, meinem Begehren oder in meinen Wünschen haben wollte. Mein Idealbild erfüllt sich nicht. Es darf sich aber in einer realen Beziehung auch nicht erfüllen, denn sonst wäre der Partner nur ein Spiegelbild der eigenen Projektionen und Wunschvorstellungen. Er wäre kein richtiges Gegenüber. Die Frage, die sich für Sie stellt, ist: Halten Sie Ihren Partner, so wie er ist, aus? Und umgekehrt: Halten Sie, so wie Sie sind, ihm stand?

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Denn alles Glück will Ewigkeit. Fallstricke der Liebe. Von Victor Chu. 184 Seiten, 12,90 Euro. Erhältlich exklusiv in den Büros der Kleinen Zeitung, auf shop.kleinezeitung.at und telefonisch unter 0800 55 66 40 526