Auf nationaler Ebene ist ein "Herdenschutz" gegen Covid-19 nur mit sehr hohen Durchimpfungsraten zu erreichen.Österreich ist davon noch weit entfernt. Aber innerhalb von Haushalten sorgen Geimpfte oder Genesene für einen solchen Schutz, der bis zu 97 Prozent betragen kann. Das hat eine brandneue schwedische Studie ergeben.

Peter Nordström von der Universität Umea und seine Co-Autoren haben ihre wissenschaftliche Untersuchung jetzt in JAMA Internal Medicine der US-Ärztevereinigung publiziert (11. Oktober). Sie zeigten damit gleichzeitig, was in einem digitalisierten Gesundheitswesen mit entsprechenden Daten möglich ist. In der Studie werteten sie nämlich die Covid-19-Daten (in Haushalten zusammen lebend, Impfung, überstandene Erkrankung) von 4,9 Millionen Bürgern nach deren vom Staat bei der Geburt vergebenen Identifikationsnummer aus und verglichen die Informationen. Die Studienpopulation bestand schließlich aus fast 1,8 Millionen Menschen aus 814.000 Haushalten. Jeder Person, die durch Erkrankung oder Impfung Immunität erworben hatte, wurde eine Person in einer Vergleichsgruppe von Haushalten gegenüber gestellt, in der das nicht der Fall gewesen war.

Genesen oder voll geimpft: Risiko um 45 Prozent reduziert

Die erste Beobachtung: Innerhalb eines mittleren Zeitraums von 26 Tagen infizierten sich 5,7 Prozent der Teilnehmer mit SARS-CoV-2. Die Infektionsraten waren aber von Haushalt zu Haushalt stark unterschiedlich: War in einer Familie nur eine Person Covid-19-krank gewesen oder hatte die vollständige Impfung erhalten, reduzierte sich das Infektionsrisiko für die Nichtgeschützten um 45 Prozent bis 61 Prozent. Bei zwei Familienmitgliedern mit immunologischem Schutz sank die Gefährdung durch eine Ansteckung bei den übrigen Haushaltsangehörigen um 75 Prozent bis 86 Prozent. In Familien mit drei Geimpften oder Genesenen lag die Schutzrate zwischen 91 Prozent und 94 Prozent. Familien mit fünf auf "natürlichem" Weg oder per Impfung Immunisierten hatten für die übrigen Haushaltsangehörigen eine Schutzrate von sogar 97 Prozent.

"Diese Ergebnisse (bezüglich der Infektionen; Anm.) waren ähnlich jenen bei den Covid-19-Erkrankungen, bei denen wegen der Schwere des Krankheitsverlaufes eine Spitalsaufnahme notwendig wurde", schrieben die Wissenschafter in JAMA Internal Medicine. Jeder Mensch, der sich gegen SARS-CoV-2 impfen lässt, trägt damit auch zum Schutz seiner Nächsten bei, die über keinen immunologischen Schutz gegen die Coronaviren verfügen. Das gilt sowohl für eine Neuinfektion an sich als auch für Covid-19-Erkrankungen mit schwerem Verlauf.