Bei manchen schwangeren Frauen steigt der Blutdruck plötzlich an und im Urin finden sich Eiweißausscheidungen - mit möglichen schweren Folgen für die Mutter und das Ungeborene. Zur Risikoreduktion der Präeklampsie wird die Einnahme von Aspirin empfohlen. Bei einem Drittel der Frauen ist die Hemmung der Blutplättchenaggregation jedoch nach wie vor unzureichend. Grazer Forscher sprechen sich für eine individuellere Dosisanpassung basierend auf Thrombozytenfunktionstests aus.

Wenn der Blutdruck in der Schwangerschaft zu steigen beginnt, sind Frauenärzte alarmiert. Die Präeklampsie stellt eine ernsthafte Ursache für Schwangerschaftskomplikation dar, die mit Bluthochdruck in dieser Zeit einhergeht. Typische Symptome, die sich - auch ohne bekannte Vorerkrankungen - dabei entwickeln, sind Blutdruckwerte über 140/90, Ausscheidung von Eiweiß im Urin, oft begleitet von Schwellungen der Beine und rascher Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Oberbauchschmerzen und Leberfunktionsstörungen. Die Therapie mit blutdrucksenkenden Mitteln in der Schwangerschaft ist heikel.

Frühgeburt, Epilepsie

"Die Krankheitsinzidenz liegt weltweit zwischen zwei und acht Prozent und gilt als eine der Hauptursachen für schwere Schwangerschaftskomplikationen", berichtete Christina Stern von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Med-Uni Graz. Beim Kind kann es zu einer Wachstumseinschränkung kommen, die frühe (schwere) Form führt oft zur Frühgeburt, das Risiko für Epilepsie steigt. Zur Prävention der Präeklampsie wird weltweit zwar wird eine niedrig dosierte Gabe des Aspirin Wirkstoffes Acetylsalicylsäure (ASS) von 75 bis 150 Milligramm pro Tag eingesetzt, dennoch entwickelt sich bei manchen der risikobehafteten Frauen dennoch die Erkrankung. Die Grazer Forschergruppe hat die hemmende Wirkung der Substanz in verschiedenen Dosierungen bei rund 250 schwangeren Frauen mit hohem Risiko untersucht und eine große Lücke der Wirksamkeit festgestellt. Ihr Schluss lautet: "Die optimale Aspirin-Dosierung zur Vorbeugung von Präeklampsie muss individualisiert werden".

Für die Studie wurden in einem Zeitraum von drei Jahren insgesamt 248 Patientinnen unter Aspirin-Prophylaxe an der Ambulanz für Geburtshilfe und Gynäkologie der Medizinischen Universität Graz begleitet. Retrospektiv wurden die Daten der Thrombozytenfunktionsbestimmung ausgewertet. "Dabei zeigten nur 39,7 Prozent eine ausreichende Thrombozytenhemmung.

Die Dosierung von 100 Milligramm (mg) wurde beibehalten, wenn die Tests mittels Lichttransmissionsaggregometrie (LTA) - eine optische Messmethode - verwendet, um die Wirksamkeit von Aspirin bei gefährdeten Frauen zu überwachen. Wenn die Hemmwirkung unzureichend war, wurde die Dosierung auf 150 mg Aspirin erhöht und ein erneuter Test empfohlen. Über eine Dosis von 150 mg Aspirin täglich wurde nicht weiter erhöht. Im oberen Bereich zeigten sich dann zwar Erfolge, "trotz der Erhöhung von Aspirin auf 150 mg zeigen immer noch 35,4 Prozent der Patienten eine ineffektive Thrombozytenhemmung, die möglicherweise von einer weiteren Erhöhung von Aspirin profitieren könnten", wie die Autoren in der jüngst erschienenen Publikation im "Journals of Reproductive Medicine" festhielten.

90 Prozent reduziertes Risiko

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"Bei jenen Frauen, die eine gute Aspirin-Wirkung hatten, ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Präeklampsie um bis zu 90 Prozent reduziert", resümierte Stern. Unerwünschten Nebenwirkungen, wie z. B. Blutungskomplikationen wurden nicht beobachtet. Um die optimale Aspirin-Wirkung zur Prävention der Präeklampsie zu erreichen, sollte laut den Experten von der Med-Uni die Prophylaxe durch Dosis-Monitoring und -Anpassung individualisiert werden. "In weiteren Studien ist zu überprüfen, ob eine weitere Steigerung der Aspirin-Dosis (mehr als 150 mg Aspirin täglich) das Auftreten einer Präeklampsie weiter reduzieren kann, ohne die Gesundheit von Mutter und Kind zu gefährden", blickten die beiden Wissenschafterinnen und Wissenschafter in die Zukunft.