In Österreich wurde bisher bei ca. 400.000 Personen eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen. Davon waren 6,3% (ca. 25.000) Kinder unter 14 Jahren. Um aktuelle Zahlen der stationär behandelten Kinder und Jugendlichen mit Coronavirusinfektion zu erhalten, erhebt die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) wiederholt Informationen der österreichischen Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde.

Seit Beginn der Pandemie wurden insgesamt 360 SARS-CoV-2 infizierte Kinder und Jugendliche mit stationärer Behandlung an österreichischen Kinderabteilungen gemeldet. Darunter sind einige Kinder, die wegen anderer Erkrankungen behandelt werden mussten, und bei denen die SARS-CoV-2 Infektion lediglich als Zufallsbefund diagnostiziert wurde.Die Zahl der seit Beginn der Pandemie mit SARS-CoV-2 infizierten, hospitalisierten Kinder von 360 entspricht etwa 0,3% der im selben Zeitraum insgesamt hospitalisierten Kinder und Jugendlichen bzw. etwa 1,5% der mit SARS-CoV-2 Infektion hospitalisierten Personen aller Altersgruppen. Von diesen Patienten wurden 21 auf einer pädiatrischen Intensivstation behandelt. Soweit die Daten vorliegen, wurden alle diese Patienten in gutem Allgemeinzustand und ohne offensichtliche Folgeschäden wieder entlassen.

Kinder selten schwer betroffen

In Österreich ist bisher kein Kind an oder mit einer SARS-CoV-2 Infektion verstorben. Diese Daten zeigen, dass nur ein sehr geringer Anteil an Kindern von einer akuten SARS-CoV-2 Infektion so stark betroffen ist, dass eine stationäre Aufnahme erfolgt. Lediglich etwas mehr als 1,3% aller Kinder mit laborbestätigter Infektion wurden stationär behandelt, nur vereinzelt mussten Kinder auf einer Intensivstation behandelt werden.

Internationale Daten zeigen, dass bei frühzeitiger Diagnose und raschem Beginn mit einer entsprechenden Therapie schwere Verläufe sehr effektiv verhindert werden können.

Diese Daten nimmt ÖGKJ zum Anlass, um für eine baldige Öffnung der Schulen zu plädieren: "In den Studien, welche den Effekt von unterschiedlichen Maßnahmen untersuchen, werden wiederholt, aber nicht einheitlich, Schulschließungen als effektiv beschrieben, um die Infektionsausbreitung zu reduzieren. Allerdings führen die meisten Autoren selbst deutliche Einschränkungen dieser Studien an: Schulschließungen sind niemals ohne weitere Maßnahmen durchgeführt worden, sodass die Auswirkungen einzelner Maßnahmen nur mathematisch modelliert werden können."

Die untersuchten Schulschließungen in der ersten Pandemiewelle seien in der Regel in Schul-Situationen ohne entsprechende Transmissionsschutz-Maßnahmen erfolgt und es ist unklar, ob die errechneten Effekte tatsächlich durch die geringere Krankheitsübertragung in den Schulen selbst oder viel mehr durch die dadurch ausgelösten Reaktionen der Allgemeinbevölkerung aufgetreten sind.

Maßnahmen bringen Schutz

Berichte aus den ersten Monaten der Pandemie zeigen, dass es ohne entsprechende Maßnahmen zu relevanten Ausbrüchen in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen kommen kann. Unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen (keine Durchmischung zwischen den Klassen, Abstandhalten, Maskentragen, Lüften etc.) wurden Übertragungen innerhalb der Einrichtungen jedoch nur in sehr geringem Ausmaß beobachtet.

"Unsere Fachgesellschaft weist seit vielen Monaten auf die Gefahr von negativen physischen,psychosozialen und bildungsspezifischen Folgen durch Schulschließungen hin, welche zunehmend auch in der Bevölkerung wahrgenommen werden. Wir empfehlen daher abermals dringend, die Schulen rasch wieder zu öffnen", heißt es von Seiten der ÖGKJ. 

Um die Ausbreitung von Infektionen zu minimieren, empfiehlt die ÖGKJ wir neben den von den Bildungsdirektionen bereits vorbereiteten
Maßnahmen folgende Regeln für den Schulbetrieb:

  • keine Durchmischung unterschiedlicher Klassen
  • regelmäßige Antigentestung (1-2x wöchentlich für Schüler und Lehrer)
  • regelmäßiges Lüften
  • Tragen von FFP2-Masken für Jugendliche ab der 9. Schulstufe (bzw. ab 14 Jahren) und das Lehrpersonal
  • Tragen von Mund-Nasen-Schutz für Schülern der 1. bis 8. Schulstufe

Weitere Ergänzungen der Maßnahmen werden empfohlen:

  • Falls durch entsprechend große Räume oder durch die Minimierung der Schülerzahl ein Mindestabstand von 2 Metern eingehalten werden kann (und regelmäßig gelüftet wird), kann in der Primarstufe  am Sitzplatz während des Unterrichts die Maske abgenommen werden.
  • Turnunterricht / Bewegungseinheiten unter Einhaltung des Mindestabstandes von 2m (keine Kontaktsportarten), möglichst im Freien - auch im Winter
  • Dort, wo der Schulweg zu Häufung in öffentlichen Verkehrsmitteln führt, gestaffelte Schulbeginnzeiten
  • In der „Oberstufe“ (ab 9. Schulstufe) Schichtbetrieb, wenn Abstandhalten aus räumlichen Gründen nicht möglich ist.
  • Kinder mit Anzeichen einer Infektion sollten generell zu Hause bleiben.

"Darüber hinaus empfehlen wir, dass nach PCR-Bestätigung einer Infektion die Kontaktpersonen nicht nur abgesondert, sondern auch  ebenfalls einer PCR-Testung zugeführt werden", so die ÖGKJ. Dadurch lassen sich in Zukunft Aussagen nicht nur über Infektionen von Lehrern und Schülern treffen, sondern auch, in welchem Ausmaß diese zu Übertragungen innerhalb der Schule führen.

"Als ÖGKJ möchten wir abermals darauf hinweisen, dass im Sinne der Nutzen-Risiko-Abwägung von einer Verlängerung der Schulschließungen bzw. des Distanzunterrichtes dringend abgeraten werden muss", heißt es in einer Aussendung.  Die Schulen seien auf einen Präsenzunterricht gut vorbereitet, entsprechende Maßnahmen und konsequentes Infektionsmonitoring können aus unserer Sicht das Infektionsrisiko in Schulen minimieren.

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