Dirigent Philippe Jordan ließ dem Publikum im Stefaniensaal die Winterstürme der „Walküre“ um die Ohren pfeifen: Der Musikdirekor der Wiener Staatsoper begann unter Hochdruck und drehte während des Abends immer wieder an der Intensitätsschraube sowie an der Lautstärke. Es war ein plastisches, kräftiges Richard-Wagner-Bild, dem es zuweilen doch an Tiefe bzw. tragischer Empfindung mangelte, bemerkbar vor allem in den Ausschnitten aus „Götterdämmerung“. Jordan trieb Wagner konsequent den Mythos und die Mystik aus und setzte lieber auf ein diesseitiges, handfestes Spektakel.

Das Weltorchester aus der Wiener Staatsoper setzt solches natürlich brillant um und bietet den drei Solisten im ersten Akt der „Walküre“ ein aufreizendes, wuchtiges Umfeld, an dem weniger hochkarätige Sänger Gefahr laufen würden, unterzugehen. Der Australier Stuart Skelton ist ein idealer Siegmund. Es ist ungeheuer befriedigend, in dieser Partie einmal keinen hochgetunten Zwischenfachtenor zu hören, dessen Stimme mit baritonaler Färbung und/oder Dauerforcieren Wucht suggeriert. Skelton ist ein echter Heldentenor, das heißt, er hat eine Stimme für die die Partie in erster Linie nicht wie keine Zumutung ist. Er bemüht sich um Differenzierungen und ums Piano, singt voller Kraft, aber nicht kraftmeierisch. Sein Siegmund hat einen Zug ins Resiginative, Melancholische: ein Held auf der Verliererstraße, mit Riesenstimme, aber ohne Zukunft.

Kwangchul Youn singt den Hunding mit profundem, schönem Bass, ohne brutal zu orgeln. Anja Kampe schließlich ist eine Wagner-Sängerin, die hochdramatische Anlagen hat, aber auf wunderbare Lyrik zurückgreifen kann. Die Stimme ist zwar nicht immer stetig, aber klingt beweglich, die Tiefe ist ob ihrer sinnlichen Dunkelheit apart. Eine ideale Sieglinde, und wahrscheinlich demnächst eine erstklassige Brünnhilde.