"John Wayne war ein Schwarzer." Die zwischen Nebensächlichkeiten hingeworfene Behauptung hat etwas für sich, wie IdrisElbas Film "Concrete Cowboy" (Netflix) zu zeigen versucht. Er legt den Fokus auf die afroamerikanische Reit-Kultur. Der Wilde Westen wird zu einem heruntergekommenen Vorort, an dem die Klischees der Cowboy-Leinwandhelden mit viel Liebe gepflegt werden.

Weniger das Glück, als das Schicksal liegt in dieser Erzählung auf dem Rücken der Pferde. In einem von Aussichtslosigkeit geprägten Viertel von Philadelphia ist der Blick nirgendwo schöner, als von einem stolzen Vierbeiner aus. Der Cowboy-Ethik entsprechend bilden Pferd und Reiter eine Einheit. Was einerseits erklärt, warum Harp (Idris Elba) das Pferd Boo in seiner eigenen Wohnung leben lässt. Und andererseits, warum er zu den Huftieren freundlicher ist, als zu seinem eigenen Sohn Cole (Caleb McLaughlin), der beim Versuch, in dieser Welt aufzuwachsen, unterzugehen droht.

Weil sie ihm nicht mehr zu helfen weiß, bringt Coles Mutter ihn zu seinem Vater und überlässt den Sohn seinem Schicksal. Der Jüngling findet Halt: Einerseits in der Stallarbeit, andererseits in seinem Kumpel Smash, der sich um Cole kümmert - nicht ohne Hintergedanken, denn er braucht für seine kleinkriminellen Machenschaften jede Unterstützung, die er bekommen kann.

"Concrete Cowboy" hatte seine im Vorjahr am Toronto Filmfestival Premiere, seine Streaming-Premiere feiert er auf Netflix. Der von Ricky Staub inszenierte Film fokussiert auf die Ereignisse, die sonst zu oft den Hintergrund bilden: Männer sitzen um ein Feuer, rauchen, greifen sich an ihren Cowboyhut und erzählen Kalauer von früher. Die Klischees, die das Western-Genre ausmachen, werden nicht gebrochen, sondern adaptiert. Das Ergebnis ist ein Film, der inhaltlich an keiner Stelle überrascht, undd mit seiner feinsinnigen Bildsprache eine poetische Landschaft der Außenseiter erzeugt. Ein urbaner Ghetto-Western, von dem mindestens einige Schlüsselsätze hängen bleiben: "Hollywood hat uns weißgewaschen."