"Mi stap mi wan, bae tugeta yumi strong" - "Alleine bin ich, zusammen sind wir": Der steirische Multikünstler Wolfgang Temmel gründete für die „Monophonie Nr.1 Tugeta“ eigens das „Tugetakestra“, „ein Kofferwort aus together und orchestra“, wie er selbst sagt. Es sei eine Komposition, die in mehrfacher Hinsicht in die aktuelle Zeit passe und von ihm schon 1980 erdacht worden war. Was lange währt, wird endlich gut  - auf Einladung von Ö 1 wurde das Werk nun realisiert.

Der Grazer Philosoph und Schriftsteller Egon Christian Leitner, der im Vorjahr den Kelag-Preis beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt gewann und in dessen neuem Roman „Ich zähle bis 3“ Künstlerkollege Temmel sogar vorkommt, sagt über dessen Projekt: „,Tugeta oder Was wäre das für eine Soziale Plastik, wenn einmal im Jahr Menschen an einem Ort zusammenträfen, um gemeinsam ein A zu intonieren?‘,  wird es auf temmel.org lauten, und das ist etwas, was mich zutiefst interessiert. Jenseits religiöser oder sektenartiger Konstellationen einen ,common sense' zu finden, etwas zu zelebrieren unter dem Aspekt „separately I am, together we are'.“

Für seine jüngste CD, „Island Sessions“, stimmte sich Temmel auf die musikalische Kreuz- und Querfahrt zunächst sich allein mit seiner Ukulele ein und dann 23 kongeniale Mitstreiter. Mit seinen Grundmelodien und von ihm gezeichneten Eilandkarten als Inspiration ergänzten sie die Songs auf dem Album Schicht für Schicht – „nach dem Erfolgsmodell der Manner-Schnitten“, wie der 68-Jährige schmunzelnd erklärt.

Das Prinzip ist bei „Tugeta“ nicht unähnlich. „Aus 44 Aufnahmen, in  denen 44 Künstlerinnen und Künstler ausschließlich A-Töne von A0 bis A5 gespielt, gesungen, moduliert, variiert und rhythmisiert haben, mischte ich ein zartes, zugleich dichtes, vielschichtiges minimalistisches Hörstück“. Bei dieser Arbeit handle es sich um die Weiterführung der Idee einer „monotonen Komplexität“, die dem Stück „Aa‘a Mokupuni (Atoll A)“ zugrunde liegt, einem Track auf der CD/LP „Island Sessions“ mit Clarence Wolof & The Passengers, wie die bunte musikalische Seemannstruppe heißt. „Tugeta“ bedeutet übrigens in Bislama, der Sprache des südpazifischen Inselstaates Vanuatu, „zusammen“ oder „gemeinsam“. Man kann es aber auch als „to get A“ lesen - ein A erhalten.

"Tugeta" sind wir stark: Zusammen, das seien im Falle des „Tugetakestra“ unter anderem viele heimische Größen wie Matthias Loibner, Peter Rosmanith, Christian Bakanic, Klemens Bittmann, Stefan Gfrerrer oder Primus Sitter, zählt Temmel auf, „aber auch der griechische Oud-Spieler Dimitri Psonis, langjähriges Ensemblemitglied bei Jordi Savall, die wunderbare taiwanesische Geigerin Weiping Lin, Andrea Stadler, Solobratschistin des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien, oder der zweifache Grammy-Gewinner Ken Emerson aus Kalifornien an der Gitarre, der schon im Bonsai Garden Orchestra mitwirkte“. Seit Jänner 2021 „ist die vergriffene CD „Take One“ von Temmels „österreichisch-hawaiianischem Freundschaftsspiel“ aus dem Jahr 2008 übrigens wieder erhältlich.

Die zweite kleine Arbeit im Duo „E. T. – Die Irdischen“, die in Ö 1 ausgestrahlt wird, sei nur en passant passiert, gesteht Temmel: „Bei der Programmgestaltung für den Radiosonntag haben Christian Scheib und Elisabeth Zimmermann vom ORF Kunstradio – Radiokunst gefragt, ob ich zu Bob Dylans 80er am Tag nach der Ausstrahlung eine Idee hätte“. Wolfgang Temmel bot ihnen spontan eine gemeinsame Arbeit mit dem Grazer Schriftsteller Günter Eichberger an, unter Mitwirkung von Richard Klammer (Körperperkussion) und Roberto Luti (Gitarre), die noch nicht existierte. „Daraus wurde das Audiostück ‚Bobdylan' mit 2:30 Spieldauer - der klassischen Single-Schallplattenlänge der 60er-Jahre“.