Deutschlands Rockmusiker Udo Lindenberg feiert heute, 17. Mai, seinen 75. Geburtstag. Passend dazu erscheint mit "Udopium - Das Beste" nun ein Best of mit 75 Songs. Aus gegebenem Anlass spricht  der Bald-Jubilar deshalb über den Tod und sein Leben.

"Ich hab letzte Nacht geträumt, es wär vorbei. Und der Tod stand vor der Tür", singen Sie in Ihrem neuen Song. Fällt es Ihnen leicht, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen?
UDO LINDENBERG: Gevatter Tod kenne ich schon lange, hat sich schon ein paar Mal bei mir vorgestellt, in experimentellen Suff-Drogenzeiten. Haben aber immer wieder einen ganz coolen Deal gemacht. Ich sag: Ey, ich kann hier noch nicht weg, kann doch meine Fans nicht hängenlassen. Hat er eingesehen, kommt in ein paar Jahren mal wieder. Den Tod zu kennen, hilft mir bewusster zu leben.

"Wenn du heute noch mal anfangen könntest von vorn - welchen anderen Weg hättest du vielleicht genommen?", fragt der Tod. Wie anders hätte der Weg für Sie sein können?
Natürlich kommt so 'n Abenteurer mal vom Wege ab, aber der innere Kompass sorgt dann immer wieder dafür, dass die Richtung schnell wiedergefunden wird. Die Richtung - das sind ja auch meine Ideale, meine Werte, für die ich stehe.

"Welche Partys ausgelassen, und welchen Fehler nicht gemacht?", setzt der Tod seine Fragen fort. Gibt es verpasste Chancen, denen Sie nachtrauern, Fehler, die Sie bereuen?
Na ja, klar, paar Kleinigkeiten, sehr privat, nichts für die Öffentlichkeit. Aber übern Daumen find ich: wirklich alles gut gelaufen. Nobody is perfect. Und kleine Fehler werden gemacht - daraus lernt man und wird nur noch besser auf dem Highway zur Selbstverwirklichung. Dunkle Zeiten male ich mir schnell wieder hell. Und die Festbeleuchtung wird nach vorne gerichtet, um die Drehorte für die nächsten 25 Jahre im besten Lichte einzurichten.

"Ich würd"s wieder genauso tun - genauso, wie es war. Und es wäre wieder genauso gut", antworten Sie ihm. Wie schafft man es, trotz dunkler Zeiten so auf sein Leben zurückzuschauen?
Yeah, das würde ich jedem wünschen, dass er nicht in Panik ausbricht beim Betrachten des bisherigen Lebensstreifens. Und jedem würde ich so viele Glückspilz-Treffer wünschen, wie ich sie über weite Strecken erfahren durfte. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und dann noch die Top-Leute treffen, mit denen man durch dick und dünn gehen kann, aber nicht durch dick und doof.

"Ich denk jedes Mal: Ey, dieses Mal ist vielleicht ja schon das letzte Mal", singen Sie weiter. Wann haben Sie solche Gedanken und wie gehen Sie damit um?
Na ja, bei so 'nem Exzessor-Leben kann's schon mal passieren, dass die Showrakete, mit der ich durchs Stadion fliege, abstürzt, mein Astronauten-Anzug mal Feuer fängt oder ich beim Rolle-rückwärts-Dance von der Bühne fliege und ungünstig lande. Kleines Berufsrisiko, aber damit lebt doch praktisch jeder.

"Doch am Ende bin ich immer wieder startklar", machen Sie dem Tod klar. Was treibt Sie an?
Das ist konsequente Automatik, mit Einspritzpumpe. Da ist dieser gnadenlose Optimismus, der mich auszeichnet, unkaputtbar, nach vorne. Mein Glaube daran, dass ich nicht alleine bin, sondern stark wie Zwei. Die Kraft aus einem fernen Land, das hinter den Sternen liegt. Die Energie, die dann durch die Wolken knallt und schließlich bei mir ankommt. Alles das hilft mir, durch meine Krisen zu kommen.

Ihr Deal mit dem Tod: "Er gibt mir noch ein paar Jahre, bis wir uns wiedersehen. Bis dahin hab ich noch ein paar mehr Storys zu erzählen". Welche Storys wünschen Sie sich noch?
Das weiß der echte Abenteurer nie im Voraus. Es ist wie bei den großen Entdeckern Christoph Kolumbus, Vasco da Gama oder James Cook: Die fuhren los durch die dicksten Nebelwände, dann mal gucken, wo man ankommt. Und zur Sicherheit habe ich ja den bereits erwähnten Kompass immer bei mir.