Der Name der Band ist österreichisch, sehr österreichisch: Gefunden hat man ihn während der Arbeit am Debüt, für das die Buben im Pelz ein klassisches New Yorker Album ins Österreichische übersetzten. „Velvet Underground feat. Nico“, das epochale Werk, für das John Cale und Lou Reed auch eine Hommage an den Schriftsteller Leopold Sacher-Masoch aufgenommen hatten. Aus der „Venus im Pelz“ wurde damals „Venus in Furs“ und beider Re-Austrifizierung „Die Buben im Pelz“.

Das alles war Resultat einer fünfminütigen Überlegung auf einer Zugfahrt zu Aufnahmesessions in der Südsteiermark im Jahr 2014, wie Christian Fuchs erzählt. Fuchs ist gemeinsam mit Christof Baumgartner der steirische Beitrag zu den Buben. David Pfister ist der einzige echte Wiener des Sextetts, aber für die anderen war die Einfühlung ins Wienerische nicht allzu schwierig. Christof Baumgartner: „Das Morbide war von Anfang an immer dabei in der Band“. Fuchs beschreibt es als eine „düstere Idylle“: „Ich bin nicht mit dem Austropop von Fendrich und Ambros aufgewachsen, mir haben meine Eltern die Platten von Kurt Sowinetz und Helmut Qualtinger vorgespielt. Das habe ich immer super gefunden.“ Auf dem neuen Album „Geisterbahn“ ist diese Haltung der beiden zwideren Legenden auf dem titelgebenden Song bestens konserviert: Die aggressive Verneinung und die Lust, die Dinge beim Namen zu nennen, ein Realismus, der schnell wie tiefschwarzer Pessimismus wirken kann.

Österreichische Popmusiker haben es naturgemäß schwer, auf heimische Traditionen aufzubauen. Als Baumgartner und Fuchs vor drei Dekaden noch in Graz gemeinsam Musik machten, waren sie als Fetish 69 dem härtesten Stoff zugetan. Fuchs: „Das einzig Österreichische, worauf wir uns damals berufen konnten, war der Wiener Aktionismus. Bei den Buben haben wir uns gewissermaßen eine Scheinidentität von Velvet Underground geklaut.“ Klar war den Buben am Anfang nur, dass man Rock machen wollte und Wienerisch singen. Nach all den Jahren mit Hardcore, Elektropop und Laptopprojekten wollte der Eklektiker Fuchs wieder Rock machen. Vor sieben Jahren schon recht ungewöhnlich, heute völlig unzeitgemäß. Gemeint war es auch als Antithese: „Die Gegenwart langweilt uns ein bisschen.“ Baumgartner: „Es war schon auch Absicht, studiotechnisch alles sehr basic zu halten und keine Samples zu verwenden. Die gitarrenfreudige Lebendigkeit von „Geisterbahn“ ist aber immer wieder melancholisch gebrochen: etwa in „Kodachrom“, bei dem sich unendlich nostalgische Gefühle an Medien festmachen, die alle im Verschwinden sind: Fax, Videokassetten, Super8, Dias.

Trotz solcher melancholischer Momente, die rockige Aggression bleibt bestimmend auf dem neuen Album. Das „Losjammern und Losschreien“ sei einfach ein Ventil. Fuchs: „Es ist extrem befreiend, solche Songs zu schreiben. In der Kunst kann man übertreiben und Dinge machen, die man im echten Leben tunlichst vermeiden sollten.“

© Noise Appeal

„Geisterbahn“ ist bei Noise Appeal erschienen und als LP, CD, Download und via Stream verfügbar.