Haben Trailer vor Erscheinen eines Films oder einer Serie viele Aufrufe, ist das kein Beleg für die Qualität dieser Produktion, aber sicherlich ein Hinweis auf die Vorfreude. "The girl on the train" stand vor seiner Veröffentlichung auf Netflix bei mehr als fünf Millionen Klicks - ähnlich viele hat der Überraschungshit "The Queen’s Gambit" (deutsch: Damengambit).

"The girl on the train" ist ein Bestseller-Roman der britischen Autorin Paula Hawkins. 2016 kam er mit Emily Blunt in der Hauptrolle in die Kinos, nun nahm sich Netflix des Stoffes an. Der Streamingdienst verlegt die Handlung ins Bollywood-Universum: Die erste Szene führt mit Musik und Tanz in die Geschichte ein, die sich einerseits um das Schicksal von Mira (Parineeti Chopra) dreht, andererseits ein handfester Krimi ist. Zunächst lebt Mira ihren Traum, ist eine angesehene Anwältin, hat die Liebe ihres Lebens gefunden und erwartet ihr erstes Kind. Als sie auf ihr Gewissen als Strafverteidigerin hört, brechen kriminelle Kräfte Miras heile Welt auseinander. Zurück bleibt eine junge Frau, die verzweifelt ist, dem Alkohol verfällt und in ihrer Ausweglosigkeit Hoffnung darin findet, aus dem Zug heraus eine andere junge Frau (gespielt von Kirti Kulhari) zu beobachten. Als diese eines Tages verschwindet, gerät Mira in ein Wechselspiel aus Suchen und Gesuchtwerden. Ihre Wodka-Abhängigkeit und regelmäßige Gedächtnisverluste machen die Situation nicht gerade einfacher.

Gedreht wurde der Hindi-Thriller in London, woraus eine interessante indisch-englische Mischung entsteht. "Wir haben dem Stoff unsere eigene Farbe gegeben", erklärte Regisseur RibhuDasgupta dazu in einem Interview. "The girl on the train" entwickelt nie eine preiswürdige Relevanz, lädt allerdings dazu ein, dran zu bleiben. Es ist ein Drama im Märchen-Kostüm, ein Krimi der sich mit der Frage der Idealisierung auseinandersetzt. Miras Glück und Unglück gibt dem Film letztlich die notwendige Fallhöhe, um die Spannung aufrecht zu erhalten.