"Ich war erleichtert zu sehen, dass es Peng Shuai gut ging, was unsere Hauptsorge war. Sie schien entspannt zu sein“, erklärte am Sonntag IOC-Präsident Thomas Bach nach dem Telefonat mit der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai. Anfang November hat die 35-Jährige Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker gemacht und wurde seitdem nicht mehr öffentlich gesehen. Künstler Ai Weiwei dürfte das wohl sehr bekannt vorkommen: 81 Tage lang war der Künstler 2011 von der Bildfläche verschwunden. Eingesperrt, verhört und einmal auch seiner Verwandtschaft vorgeführt – mit der eindeutigen Order so zu tun, als wäre eh alles in bester Ordnung. Ein perfides Theaterspiel als Beruhigungspille. Als Publikum kann man sich naturgemäß auch blenden lassen, wenn man will.

Diese 81 Tage sind in seiner Biografie „1000 Jahre Freud und Leid“ – der Titel eines Gedichtes seines Vaters Ai Qing –, so etwas wie der Kreuzungspunkt zweier Lebens- und Überlebenskämpfe. Vater und Sohn, zwei Staatsfeinde, inhaftiert, gedemütigt, aber unbeugsam.
Anfänglich noch angesehener Dichter wird Ai Qing zunehmend zum Systemkritiker und für 20 Jahre verbannt. „Wie andere Rechtsabweichler wurde mein Vater zur ‘Umformung der Gedanken’ an einen der unwirtlichsten Orte des Landes verbannt.“ An seiner Seite sein Sohn Ai Weiwei. Sie hausen in einem Erdloch, der Vater wird zu Arbeiten verdonnert, die allein seiner Erniedrigung dienen, die öffentliche ritualisierte Demütigung ist Teil des Tagesablaufes. Es ist die Saat des Widerstandes, die dieses Leben ihm einpflanzte. Die sehr langsam reifte, aber umso nachhaltiger wirken würde. Die Essenz, die Triebfeder seiner Kunst, die musste erst wachsen.