"Man hat Frauen das Künstlertum schwergemacht“, brachte es Kuratorin Gudrun Danzer bereits zur Eröffnung im September auf den Punkt. 18 Monate goss sie mit Co-Kurator Günther Holler-Schuster jahrelange Forschung in eine nun bis Mai verlängerte Ausstellung: Leben und Werke 64 steirischer Künstlerinnen von 1850 bis 1950 präsentiert „Ladies First!“ in der Neuen Galerie Graz. In einer losen Serie holen wir auf unseren Kulturseiten ausgewählte Künstlerinnen vor den Vorhang.

Es ist naheliegend, mit Mara Schrötter-Malliczky (1893–1973) zu beginnen: Ihr Plakat aus dem Jahr 1919 ist das Ausstellungssujet und greift eine spannende Entwicklung jener Zeit auf: das Hinterfragen von Geschlechterrollen. Die Abbildung, ursprünglich eine Werbung für Zigarettenhülsen, bleibt absichtlich uneindeutig – ist es ein Mann oder doch eine Frau? Das Spiel mit den Geschlechtern ist um den Aspekt des Exotischen, zur damaligen Zeit en vogue, erweitert. Die Auseinandersetzung mit der Genderfrage wirkt angesichts der gesellschaftlichen Stellung der Frau, die in jeder Phase ihres Lebens von einer patriarchalen Welt umgeben war, revolutionär.

Mara Schrötter-Malliczky
Mara Schrötter-Malliczky © MAK - Museum für angewandte Kun

Frauen als Künstlerinnen waren die Ausnahme, nicht die Norm. Vielfach wurden sie, wie auch Mara Schrötter-Maliczky, vergessen, sagt Gudrun Danzer: „Eine begabte und feinsinnige Grafikerin, über die bis zu unserer Ausstellung fast nichts mehr bekannt war.“ Und das, obwohl sie beim Werkbund Freiland war und nach ihrer Heirat mit Erich Schrötter auch dem Schrötter-Kreis um den Steirischen Kunstverein angehörte. Die Ausstellung holt sie ins Jetzt zurück und zeigt ebenso ihre fantastisch-fantasievolle, an den Jugendstil angelehnte, Buchillustration zu „Briefe an die Prinzessin Wu“ von Julius Franz Schütz aus dem Jahr 1921.