Am Dienstag (11. Mai) wurden bei einem Online-Event von London aus zum zehnten Mal die diesjährigen Opera Awards vergeben (wir berichteten). Zu den Preisträgern zählen die Salzburger Festspiele als bestes Festival ebenso wie das Teatro Real Madrid (bestes Opernhaus), Dirigent Kirill Petrenko und Regisseur Robert Carsen. Der Lebenswerk-Preis wurde dem Dirigenten Bernard Haitink zuerkannt, David Pountney erhielt den „Good Governance Award for Leadership in Opera“ für seine erfolgreichen Leitungen der Bregenzer Festspiele und der Welsh National Opera.

Bei den Gesangssolisten siegten der mexikanische Tenor Javier Camarena und die norwegische Sopranistin Lise Davidsen. Sie ist mit 33 Jahren die jüngste unter den Ausgezeichneten und wird bereits als nächste große Wagnerheroine gehandelt. Davidsen verfügt über einen durchschlagskräftigen, schönklingenden, jugendlich-dramatischen Sopran, wie sie auch auf ihrer jüngsten CD beweist. Eine Stimme wie ein Kristall, der in sattem Violett funkelt. Elisabeth („Tannhäuser“) hat sie schon in Bayreuth gesungen, auch die Sieglinde („Walküre“) ist schon im Repertoire.

Auf ihrem zweiten Album trifft Davidsen die Dramatik von Beethovens „Ah! perfido“ perfekt, bleibt aber logischerweise den lyrischen Zauber im Mittelteil schuldig. Verdis Heroinen gelingen ihr ebenso glänzend wie Cherubinis Medea, bei Wagner landet sie erst am Ende: mit ansprechenden, nicht allzu poetischen, aber leuchtkräftigen Wesendonck-Liedern (in der doch eher furchtbaren Mottl-Instrumentierung).

Lise Davidsen. Beethoven, Wagner, Verdi. London Philharmonic, Mark Elder. Decca.
www.operaawards.org