Intendant Mathis Huber ist glücklich. Die Coronakrise hat ihn nicht verzagen lassen, sondern Denkanstöße gegeben. „Sie treffen keinen Verzweifelten“, meint der Impresario vor einer Konzertaufzeichnung in der List-Halle. Der Klassikmacher, der in Graz die styriarte, das Orchester recreation, das Festival Psalm und die Meerscheinmatineen verantwortet, möchte dieses mehrgeschoßige Klassik-Haus medial breiter als bisher aufstellen.

Zum Livekonzertangebot soll sukzessive ein tragfähiges digitales Segment hinzukommen, um die Möglichkeiten des Mediums Internet auszuschöpfen. Da ist nicht nur an Konzertfilme gedacht, sondern unter anderem auch an spezielle Einführungen und Konzertformate, Podcasts und an die Nutzung von Schätzen aus dem styriarte-Archiv (Stichwort: Nikolaus Harnoncourt). „Künftig werden wir uns Gedanken machen, in welcher Form wir unsere Projekte verwerten.“

Die digitale Verbreiterung und Vertiefung des bestehenden Angebots richtet sich dabei natürlich an bestehende Kunden, die auch das Live-Programm konsumieren, soll aber darüber hinaus auch die Türen für ein neues Klientel aufstoßen. Aktuell rechnet auch Huber, so wie viele andere, nicht damit, dass der Live-Betrieb schon bald wieder normal abläuft, er kann sich sogar vorstellen, vor Konzerten selbst Teststraßen zu organisieren.

Finanziell sei man schon durch den Umsatzersatz gut abgefedert, die Ersatzleistungen des Bundes nutze man seit November, um die komplette Saison in Bild und Ton festzuhalten. In zwei Wochen wird man Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ digital ausspielen. Die Erste Gastdirigentin von recreation, Mei-Ann Chen, animierte die Orchestermusiker bei der Aufzeichnung in der List-Halle zu einer starken Interpretation.

Eine geordnete Sache, klanglich entfettet (live bei den Bildern „Bydlo“ und „Samuel Goldenberg“ besonders stark hörbar) und mit Hingabe für die vielen aparten Stellen, imposant die „Katakomben“, mitreißend das „Große Tor zu Kiew“. Hörens- und sehenswert! www.styriarte.com