HOCHWALD

Bewertung: ****

Im Dorf ist Mario (Thomas Prenn) der prädestinierte Außenseiter. Ein Drifter, der beim Schlachter jobbt, vom Chef Geld für Sex annimmt und sich im örtlichen Turnsaal aus der Südtiroler Enge tanzt. Dann nimmt ihn sein Schulfreund Lenz mit nach Rom. Der Traum von der großen Freiheit in der großen Welt implodiert bei einem islamistischen Anschlag. Zurück im Dorf freundet sich Mario unter den befremdeten Blicken der Nachbarn mit einem jungen Muslim an. Erstaunlich, auf wie vielen Ebenen Evi Romens Regiedebüt funktioniert: als Außenseiterstudie, Liebesgeschichte, Heimatfilm. Martin Gschlacht hat das unkonventionelle Werk hinreißend ins Bild gesetzt. (ub) Ein Interview mit Evi Romen und Thomas Prenn lesen Sie hier.

BITTE WARTEN:

Bewertung: ***

Gefangen in der Warteschleife: Pavel Cuzuioc begleitet in seinem hinreißenden Dokumentarfilm Telekommunikationstechniker in Osteuropa im Außendienst – wie Ghnadie aus Moldawien. Er kommt, wenn der Empfang von Modems, TV-Geräten oder Telefonen gestört ist und er fährt mit Geschichten und Erzählungen der Menschen wieder weg. Der Dokumentarfilm erkundet das Wesen der Kommunikation an sich, ihrem Gelingen und Scheitern sowie das Streben der Menschen nach einer Verbindung und Verbindlichkeit. (js)

DUNE

Bewertung: ****

Sein „Duniverse“ werde ein „Star Wars für Erwachsene“. Mit diesem Statement traut sich Regisseur Denis Villeneuve mit einem Allstar-Ensemble an die Adaption von „Dune“. Der Roman von Frank Herbert musste diesen Vergleich schon oft aushalten, obwohl zwölf Jahre vor Georg Lucas’ Weltraummärchen publiziert. Die Erwartungen an Meister-Handwerker Villeneuve („Sicario“, „Arrival“) waren hoch, vor allem nach seiner geglückten Neuinterpretation eines Kultklassikers mit „Blade Runner 2049“. Und so viel ist klar: gescheitert ist Villeneuve an der oft als unverfilmbar bezeichneten Vorlage (noch) nicht. (mw) Lesen Sie hier eine ausführliche Kritik zu unserem Film der Woche!

GOLI JAN

Bewertung: ***

Dokumentarisch erzählt Regisseur und Psychiater Houchang Allahyari von einer afghanischen Flucht, die brisanter nicht sein könnte. Das Mädchen Goli Jan (Fatemeh Jaffari) lebt in einem Dorf im Süden des Landes. Eines Tages kommt es zum Streit zwischen ihrem Onkel und zwei Taliban, einen Tag später ist ihr Vater tot. Der reiche Onkel will ihre Mutter zur Frau nehmen und sie verheiraten. Also flieht sie als Bursche verkleidet mit dem Fahrradboten Jawad (Nematolah Amiri) Richtung Iran. Schonungslose Odyssee, leichtfüßig inszeniert. (js) Lesen Sie hier ein Interview mit Houchang Allahyari.

JE SUIS KARL

Bewertung: **

Es ist eine schöne neue rechte Welt, die der deutsche Regisseur Christian Schwochow in seinem neuen Drama auf Hochglanz poliert skizziert: Der dreifache Vater Alex (Milan Peschel) und seine älteste Tochter Maxi (Luna Wedler) überleben durch Zufall einen Terroranschlag, der mitten am Tag in Berlin verübt wird. Dahinter stecken Jungfaschisten mit einer pseudofrischen, gelackten Marketingstrategie. Deren Anführer Karl (Jannis Niewöhner) nähert sich Maxi mit einem perfiden Plan. Die junge, traumatisierte Frau überzuckert zu spät, wo sie hineingeraten ist. Plakative Geschichte einer Verführung, die vor Klischees und seelenloser Figuren nur so strotzt. (js)

PAOLO CONTE - VIA CON ME

Bewertung: ***

„Als ich ihn zum ersten Mal hörte, wurde mir die Welt unendlich weit und heiter“, sagt Roberto Benigni eingangs. In der Tonart geht es weiter: Ausgiebig lässt Giorgio Verdelli Kunstschaffende von Isabella Rossellini bis Patrice Leconte die Eleganz und Leichtigkeit von Paolo Contes Songs bejauchzen. Aufwendig montierte Hagiografie mit reichlich historischem Material. Etliche angespielte Songs von „Azzurro“ bis „Un gelato al limon“ erinnern aber auch daran, wieso der mittlerweile 84-Jährige zu Italiens populärsten Cantautori zählt: Das swingt! (ub)